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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1830 bis 1848: Das junge Deutschland.

da galt dieser Ukas doch nicht dem Franzosenfreund, sondern demdeutschen Liberalen, der dem Bundestag nud den deutschen Regie-rungen so ganz besonders nnbeqnem war. DaS Verbot aber ver-schärfte natürlich nnr den Gegensatz nnd reizte den bösen Spöttererst recht zn blutigem Hohn: so entstaub 1842 der Sommer-uachtstraum des Atta Troll nnd 1844 Deutschland, ein Winter-nuirchcn. Über den ersteren hat er 1846 an Varnhagen von Ense selbst geschrieben:das tausendjährige Reich der Romantik hat einEnde, und ich selbst war sein letzter und abgedankter Fabelkönig.Hätte ich nicht die Krone vom Haupte fortgeschmissen und denKittel angezogen, sie Hütten mich richtig geköpft. Vor vier Jahreuhatte ich, ehe ich abtrünnig wurde von mir selber, noch ein Gelüste,mit den alten Traumgenossen mich hernmzutummeln im Mond-schein und ich schrieb den Atta Troll , den Schwanengesaug deruntergehenden Periode, und Ihnen habe ich ihn gewidmet. Dasgebührte Jhuen, denn Sie sind mein nächstverwandtester Waffen-bruder gewesen, iu Spiel und Ernst. Sie haben gleich mir diealte Zeit begraben helfen nnd bei der nenen Hebammendienstegeleistet ja, wir haben sie zn Tage gefördert und erschrecken,es geht uns wie dem armen Huhn, das Enteneier ausgebrütet hatund mit Entsetzen sieht, wie die junge Brüt sich ins Wasser stürztund wohlgefällig schwimmt." In diesem Briefe charakterisiert er-seine Stellung im Geistesleben der Zeit doch ganz richtig, wennsich in dieWahrheit" anch etlicheDichtung" mischt.

Im übrigen gebe ich Heine vollständig preis: der leicht-bewegliche ist anch der ganz charakterlose wirklichein Talent,doch kein Charakter"; aber wir haben hier nicht zn richten überi>en Menschen, sondern uns ein Urteil zu bilden über Heines Be-deutung für das geistige Leben unserer Nation, und diese kann garnicht hoch genug angeschlagen werden. Nur eiu Romantiker konntebie Romantik töten, nnr ein so durch uud durch frivoler Menschkonnte die Frivolität, die in aller Romantik steckt, erbarmungslosans Licht ziehen uud uus dadurch von ihr frei machen; und daßer es auf so graziöse und witzige Art that und dadurch die Lacherimmer ans seine Seite brachte, machte ihn zu ihrem gefährlichstenund einflnszreichsten Gegner.