Druckschrift 
Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Entstehung
Einzelbild herunterladen
 
  

Achtes Kapitel.

Friedrich Wilhelm IV. und dievierziger Jahre.

Die Anfänge Friedrich Wilhelms IV.

Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem Throne derCäsaren: ich hoffe im Verlaufe dieses Kapitels den Verdachtder Überschätzung uud des Byzantinismus gründlich zu zerstören, inden ich dadurch kommen könnte, daß ich diesen preußischen König inden Vordergrund uud Mittelpunkt der geistigen Strömungen dervierziger Jahre stelle. Allein es ist thatsächlich so, diese Jahre sinddie Zeit Friedrich Wilhelms IV. , er ist in ihnen der Protagonist,ist wirklich der Mann der Schicksalsmann der deutschen Ge-schichte jener Zeit, um den sich oder gegen den sich alles stellt.

Strauß hat beim Tod des Königs Wilhelm I. von Württem-berg , der 49 Jahre lang regiert hat, seine Charakteristik desselbenmit den Worten begonnen:wenn in einem mit Menschen ange-füllten Raum die lange geschlossene Thüre einmal aufgeht, so wirdohne Rücksicht daraus, wer es ist, der hinausgeht oder hereinkommt,vor allem der eindringende frische Luftzug mit Erleichterung em-pfunden"; und noch kürzer, und drastischer drückte das Napoleon I. so aus: bei seinem Tode werden die Leute sagen: Ouk! So empfanddenn auch nach der dreinndvierzigjährigcn Regierung FriedrichWilhelms III. das preußische Volk den Wechsel als solchen wie eineErleichterung; und wenn wir uns z. B. in die Lage des von Festungzu Festung geschleppten, widerrechtlich in Preußen gefangen gehal-tenen Fritz Reuter versetzen, so war das Ufs! bei vielen ein Seufzer

15*