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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Liftes Kapitel.

Bismarck und die Begründung des deutschen Reiches.

Der Regierungswechsel und die liberale Aera .

Nicht nnr im Innern hatte die Reaktion der fünfziger Jahre übel gehaust, alle freiheitlichen Regungen brutal unterdrückt und der mit solcher Unterdrückung unvermeidlich sich verknüpfenden Demoralisation uud Heuchelei Thür und Thor geöffnet, anch nach außen in nationalen Angelegenheiten war das alte Bundestags­elend wieder da. Daß iu der däuischcu Frage der deutsche Bund als solcher überhaupt nicht zur Entscheidung in London mit zu­gezogen wurde, war eine Schande; daß diese Nichtbeteiligung am Londoner Protokoll vom Mai 1852 auch ein Glück war, ahnte damals noch niemand; und daß von der Pariser Konferenz am Ende des Krimkrieges auch Preußen anfänglich ausgeschlossen war, bewies, daß der Olmützer Tag seine Großmachtsstellnng ernstlich erschüttert und in Frage gestellt hatte. Immerhin hat der Krim­krieg zum ersteumal die stagnierende Oberfläche der politischen öffentlichen Meinung in Deutschland wieder leicht gekräuselt. Die Liberalen klagten über die Neutralität der deutschen Großmächte und wünschten den Anschluß an Frankreich und Engtand gegen Rußland ; in Preußens Abneigung dagegen sahen sie einerseits den Haß der um die Fahne der Legitimität sich scharenden konserva­tiven Partei Preußens gegen den Emporkömmling an der Seine und andererseits eine Liebedienerei des konservativen preußischen Staates gegen das absolutistische Nußland und den Deutschland