Viertes Kapitel.
Nach den Befreiungskriegen.
Das Erwachen des politischen Bewußtseins.
Vor dein Krieg gab es, außer in litterarischen Dingen, kaumeine öffentliche Meinung in Deutschland ; dein alten Nicolai, dereine, solche hatte schaffen wolleu, sehlte dazu die geistige Potenz.Seit den Befreiungskriegen giebt es eine öffentliche Meinung, vorallein ans dem Gebiet der Politik; die Presse wird eine Macht, derRheinische Merkur von Görres, der „wie ein Vesnv von einer hohenHand mächtig hingepflanzt in die Ecke zwischen Rhein nnd Mosel zumSchntz und Trutz gegen dasFranzosentnm" seineDonnerkeule schlendertennd deu deshalb schon Napoleon als fünfte Großmacht anerkannt undgefürchtet hatte, fährt fort, die Geister wach zu rütteln, bis ihmdie alsbald beginnende Reaktion ein vorzeitiges Ende bereitete.Weniger agitatorisch waren die „Kieler Blätter", in denen Dahl-mann als ein durch die Geschichte geschulter Politiker wirkungsvollund vornehm die Deutschland bewegenden politischen Fragen be-sprach. Der Krieg und die Niederlage hatte die Menschen gelehrtund berechtigt Kritik zu üben an dem Staat, der sie so schlecht be-hütet nnd geschützt hatte; durch deu Zusammenbruch staatlicherLeitung und polizeilicher Bevormundung war der Einzelne aufsich selbst gestellt und genötigt worden, aus eigener Jntiative zuhandeln; daraus war ja danu auch der Sieg hervvrgewachsen; undwie so der Einzelne an sich selbst verwiesen nnd seiner Kraft bewußtgeworden war, so erhob er uun hinfort auch seine Stimme zuUrteil nnd Rat: nur durch diese Entfesselung des bis dahin ge-bundenen Jndividnnms konnte eine öffentliche Meinung entstehen.