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1848 bis 1871: Die Revolution von 1848 und 49.
pietistische Umtriebe, wie sie gegen Nischer, Schwegler und Zellerso wirkungsvoll in Scene gesetzt worden Ware», künstig „sich etwasmehr werden bescheiden müssen".
So schielt wirklich wie ans politischein so auch auf geistigemGebiete alles umsonst, große Antänse, starke Worte, viel Geschrei,wilde Bewegung, aber nirgends Resultate und Thaten, nichtsBleibendes und bleibend Wertvolles. Es war wie ein Taumel, dereiu ganzes Volk erfaßte; uud so bietet dieses Jahr der Massen-psychologie ergiebigstem Stoss. Jener Franzoseuseiertag, au demdurch ganz Süddeutschland der bliude Schrecken vor einbrechendenFrauzoseuscharen Panikartig uud mit Blitzesschnelle von Ort zu Ortsprang und sich zn Hallucinationen nnd allerlei Siunestänschungenverdichtete, ist dafür besonders bezeichnend: es war in der Thateine Zeit der Massen nnd der Masseitgefühle.
Allein vielleicht war dieses Jahr doch nicht so ganz umsonst,wie es erst schien; vielleicht fehlte den Massen nnr der rechte Führer,der Bewegung nnr der leitende Kopf; das Ziel war ja doch wohldas richtige, wenn auch die einen sich in den Mitteln vergriffen,andere darüber hinausschösset! uud es dem Wollen im ganzen durch-aus an Kraft nnd an Macht gebrach. Die Massen, zn denen damalsauch die Gebildetsten gehörten, fanden sür ihren Kamps um denEinzelnen keinen alle überragenden Einzelnen, der sie sicher nndmit starker Haud zum Ziele geführt hätte.
So unterlag dieses Wollen eines Neueu den alten Mächten,die eben doch noch da waren nnd wirkliche Macht waren, an dieStelle der Revolution trat die Reaktion.