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umsaßte der Verein die verschiedensten Schattierungen der liberalen.Aber mich ein Fürst, der damals um seines Liberalismus willenhochgepriesene, später wegen seiner Eitelkeit doch wohl allzu spöttlichangesehene und uuterschützte Herzog Ernst von Kobnrg schloß sichder Bewegung au, weun auch nicht ohne allerlei persönliche Hinter-gedanken. Organe, wie die Grenzboten unter Gnstav Freytags undJnliau Schmidts, der preußischen Jahrbücher unter Rudolf HavmsLeitung vertraten die Sache des Vereins in einer wenigstens fürdie Gebildeten höchst wirksamen Weise. Die Regierungen, noch andie Allliren der Reaktion gewöhnt und gegen jede politische Aktionder Bürger mißtrauisch, suchten zu hemmen nnd zu unterdrücken,wo sie konnteil. Die „freie" Stadt Frankfnrt verweigerte die fürdas Bestehen des Vereins erforderliche Erlaubnis, so daß der Sitzuach Koburg verlegt werden mnßte. In Hessen-Darmstadt, Knrhessenund Meckleuburg verbot man den Verein und die Teilnahme daran.In Hannover trng man die Teilnehmer in das „schwarze Buch"ein nnd verfügte, daß sie „bei keiner Anstellung, Beförderung, Ge-haltsverbesserung oder sonstigen Gunstbezcugung zu berücksichtigen,sowie bei keiner Leistung, Lieferung oder Arbeitslieferuug zuzulassenfeien". Freilich war das von den Welsen konseqnenter, als die kühleZurückhaltung, die das liberale Ministerium in Preußen dem Vereingegenüber beobachtete und die durch das Drängen und Eifern derMittelftanten doch unr teilweise begreiflich wird. Im übrigenherrschte — neben den öffentlichen Kundgebungen in Versamm-lnngen, Aufrufen und Programmen — ein Raunen nnd Flüstern,ein ebeuso geschäftiges als geheimes Hiu und Her, das ahnen ließ,daß ein Neues im Anzng sei nnd es gelte sich darauf vorzu-bereiten
Der Gefahr, die vou hier auS die Selbstäudigkeit der kleineuStaate» und Fürsten bedrohte, suchten die der preußischen Spitzeabgeneigten partikularistischen Kreise beizeiten entgegenzutreten. Eswar freilich eine recht gemischte Gesellschaft, die sich da zusammen-fand: die Österreicher selber, die Mehrzahl der Süddeutschen, darunterdie zahlreichen katholischen Elemente, aber auch die Radikalen vou1848 her, die eiu geeinigtes Deutschland ans föderalistischer Grund-lage nnd mit Einschluß Österreichs wollten nnd von einem groß-