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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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ErholungSlittevatur.

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von der Brautfahrt des Prinzen Waldmeister zur Prinzessin Neben-blüte eine Ausmalung volkstümlicher Beseelung, wie sie knapper,humoristischer z. B. Burns inHans Gerstenkorn" gegeben. DerErfolg war Verdicut aber er war zu groß.

So unaufhörlich er produzierte, Drameu, Nomaue, Erzählungenin Versen er blieb, wie Bodenstedt, für das Publikum der Autoreines Buches, uud scherzhaft-klagend erzahlt er es selbst, wie mauihn immer wieder mit Waldmeister und Maibowle feierte trotzGevatter Tod" (1873) und demBuchstabierbuch der Leidenschaft"(1878). Und, wie bei Mirza Schafft), hatte auch hier die Weltim Gruude recht. Wohl darf Fulda anerkennen, daß Noquetteüber denWaldmeister" innerlich hinauswuchs und sich zu ernstereuZielen durchrang aber es zeigte sich doch bei all seinem uner-müdeten Streben nur, daß sein Talent voll nur zu jener leichtenProduktion ausgereicht hatte. Nur ein Werk hat noch Bedeutung,und das hat auch Beachtung gefunden: die LebensgeschichteSieb-zig Jahre" (1893). Aus diesem liebenswürdigen Buch lernen wirdas Beste kennen, was jene Zeit besaß: die ruhige Lebenstapferkeit,den unverdrossenen Lebensmut. Mit welch sieghaftem Humor kämpftesich ein Lndwig Pietsch (geb. 1824 in Danzig :Wie ich Schrift-steller geworden bin" 1892, 1896) durch alle Bedrängnis durch!Sie ließen sich dadurch weder die Lebensfreude zerstören, uoch dasWohlwolleu. Dariu liegt die Größe dieser soust nicht eben großenGeneration.

Die gleiche Entwickelung oder doch Ausbildung vom Rhein -und Weiudichter zum eifrigen Produzenten von Dramen undhistorischen Romaueu wie Noquette, der typische Dichter dieserReihe, zeigt der ältere Wolfgang Müller von Königswinter(18161873), der seinerseits durch den heiteren MalerdichterRobert Reinick (18051852) aus Dauzig (Liederbuch eiuesMalers" 1837-1844) angeregt war. Und gauz ähulich gingGustav zu Putlitz (18211890) aus Retzien in der Westprignitzvon der Märcheudichtung (Was sich der Wald erzählt" 1850) zugrößeren, aber erfolgärmeren Leistungen über, nur daß er statt deshistorischen Romans das historische Drama (Das Testament desGroßen Kurfürsten" 1858) bevorzugte. Als Putlitz seinen Erst-ling zum Verleger brachte, meinte der:Aber Märchen! Indieser Zeit, in der man nichts liest, als politische Blätter undBroschüren!" So erzählt der Dichter selbst, der, wie Noquette ein