sechstes Kapitel.
1650—1660.
Das Jahrzehnt von 1850 — 1860 ist kein schöpferisches;wenigstens nicht in Deutschland. In Frankreich gab eine glänzendeGemeinschaft großer Stilisten in Merimee (1803 — 1870) diePollendung der alten französischen Technik, in Renan (1823—1892) einen ganz nenen Stil der skeptischen Übergangsperiode, inFlanbert (1821—1880) die Grundlage eines neuen Realismus.Merimee nnd Flaubert haben Manpassant zum Schüler, Renan —Nietzsche. In England findet der historische Materialismus inBuckle (1821-1862), der wissenschaftliche Positivismus in HerbertSpencer (geb. 1820) mit ihrer eisernen Arbeitskraft klassischenAnsdrnck, während gleichzeitig Ruskin (geb. 1819) den Grund zueiner bald sein Vaterland nnd dann Europa beherrschendem, be-geistert antimaterialistischen Kunst legte. Nnd George Eliot (1819—1880) giebt dem Tendenzroman eine realistische Kraft, wieer sie bei George Sand nie besessen hatte. Und gar in Rußland drängen sich die Genies: Turgenjew (1818 —1883), Dostojewski (1821—1881), Tolstoi (geb. 1828).
Deutschland brachte zahlreiche neue Talente; aber sie vertretendurchweg ältere Tendenzen. Nur auf dem Boden der Wissenschaftzeigen sich epochemachende Gestalten wie Mommsen und Burckhardtund Werke von solcher Bedeutung wie die von Hettner und Gre-gorovius, Häusser und Kuno Fischer . Was auf litterarischem Gebietgleiche Höhe erreichte, gehört älteren Meistern an: Heine, Annettevon Droste, Willibald Alexis, Gntzkow, vor allein aber den Männernvon 1813 nnd 1817.
Das ist bezeichnend. Führerin ist in diesem Zeitraum dieWissenschaft. Nur bei ihr findet sich jetzt beisammen, was denneuen Dichtern fast durchweg fehlt: mächtige Beobachtungsgabe und