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1850—1860.
Allmers dazu. Es giebt eine andere Junggesellengruppe, die zuernst zum Heiraten war: Gottfried Keller , Ferdinand Küruberger,Heinrich Leuthold, Rudolf Lindau , aber im allgemeinen ist derDichter dieser Generation zum freundlicheu Onkel geboren, wieihn etwa Ernst Wichert (geboren 1831) aus Jnsterburg, eben-falls der Autor zahlreicher patriotischer Dramen und Romane(„Die gnädige Frau von Paretz" 1877, „Heinrich von Planen"1881 „Der große Kurfürst in Preußen" 1836, „Aus eigenem Recht"1893, „Marienburg" 1895) und besserer Lustspiele („Ein Schrittvom Wege" 1873) in seinem „Herrn Patheu" geschildert hat. Beialler freundlicheu Auteiluahme eine Schwäche, ja eine Unfähigkeitintensiven Miterlebens, die ganz natürlich gern historische Ferneoder Märchenluft sucht, um mit ihrer ungenügenden Realitätweniger aufzufallen; bei allem erusteu Streben ein gewisser Dilettantis-mus des inneren Erlebnisses, der der tiefsten Erregung scheu aus-weicht; aber auch bei all diesen Bedenklichkeiten eine goldene Aderechter Menschenliebe, die sich scheut, ihren Menschen und ihreuLesern, aber auch ihren Mitgenossen allzu wehe zu thun!
Diesen allgemeinen Charakter trägt auch die Erbauungspoesieder Zeit. Der liebenswürdige Karl Gerok (1815—1890) ausVaihingen reimt eine Anzahl vorher bestimmter Themen (in den„Palmblättern" 1857,1878: „Heilige Worte, Zeiten, Berge, Wasser")mit milder Ergriffenheit, doch ohne je feurig oder hinreißend zuwirken: uud eben deshalb fand er so lebhaften Anklang in dermatten, aber liebevoll sanften Zeit. Besser stand dieser Ton dereigentlichen Jugendlitteratur, in der es deshalb Ottilie Wilder-muth (1817—1877) aus Rotheuburg am Neckar mit ihreu (seit1352 veröffeutlichteu) zahlreichen Erzählungen zu verdienter Be-liebtheit brachte, während Clementine Helm (1825—1897) ausDelitzsch in der Provinz Sachsen die naheliegende Gefahr affektierterSentimentalität („Backfischchens Leiden und Freuden" 1862, „Prin-zeßchen Eva" 1874) nicht so gut zu vermeide» wußte wie die treu-herzige Schwäbin.
Man sprach nach der Revolution nicht übel von „Fanatikernder Ruhe". Man könnte ebenso sagen, daß die Scheu vor der Er-regung bei einigen Autoren einen aufgeregten Charakter annahm.Ludwig Eichrodt (1827—1892), eiu Ministersohn aus Durlach ,Scheffels Jugendfreund und wie dieser nach vielseitig dilettierendemStudium praktischer Jurist, wurde vor und eigentlich auch über