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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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771
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Lssip Schubin. Maria Janitschek . 771

durch die Welt?" ^Roman, 1894). Wie sie in ihren Erzählungensämtliche Mischsprachen der feinen Welt Österreichs servieren läßt,so lockt sie mich gern dnrch Polyglotte Titelwahl an:Nal oocllio"l1884),Asbein" s1888),Morig. viotis",^iriis ?oloni-tk"l1893),von llocclli" (189S) Wie eine Schriftstellerei fürParvenus wirkt diese geschminkte Romanwelt: hier kann sich derEmporkömmling, der in dieobere Gesellschaft" noch nicht hinein-kommt, durch Spähen und Horchen an der Thürspalte des gräf-lichen Billardsalons ergötzen, kann an den zahllosen Fremd-wörtern und dem jokaimüßigen Jargon feineBildung" übenund schließlich an der Tendenz seinenvorurteilslosen Standpunkt"bewähren.

Nicht bloß in der Wahl fremdsprachlicher Titel (ksZin-z.Vittts" 1887,Viu. ?as8ioiiis" 1895) ist ihr Hermine vonPreuscheu (geb. 1857) verwandt, Dichterin, Roman- und No-vellenverfasseriu, Malerin überall bei nervöser Oberflächlichkeiteine geheime Tiefe affektierend und dabei des angeborenen kräftigenTalents der Ossip Schubin völlig ermangelnd.

Aber auch Maria Janitschek (geb. 1859 in Mödling )dürfen wir nicht aus dieser Gruppe entlassen. Wir haben hiernicht Damen für ihre liebenswürdige Bemühung Komplimente zumachen, sondern den Autor nach bestem Können zu schildern;auantllor no ssx", sagte eine englische Schriftstellerin. Wirkönnen auch hier nur ein Talent durch Absichtlichkeit, durch denKultus der eigenen Nervosität, durch die Lobsprüche einer von derschönen Frau romantisch entzückten Kritikers ngend verdorben nennen.Zwar von der Affektation der Ossip Schubin und der Hermineivder Hermione, wie sie nun heißt) v. Preuschen trennt MariaJanitschek die glühende Leidenschaftlichkeit ihres Empfindens. Aberes genügt ihr, in dem Bewußtsein dieser Glut zu schwelgen. Manhat ihr eingeredet, die aufgeregte Unklarheit, der es vor den Angenschwimmt und vor den Ohren klirrt, sei Sehergabe. Anfangs wardas bei ihr ganz naiv; ihrem intensiven Mitleben verstärkte sichjede sinnliche Wahrnehmung zum gellenden Lärm:

Der Blüten Wachstum, eS vollzieht sich schallend,Ein Sonnenanfgnng macht die Erd' ervebenMit seinen Donnern . . .

Später ward diese Nervosität zur Specialität gemacht. Dieunreife Lust, zu steigern, lauter zu machen, mit dem Mikrophon

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