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I HERKUNFT UND JUGEND
Vor Francesco zählte die Familie Barbaro 17 Generationen seit einem ersten Paolo, derProkurator von San Marco gewesen war. Die letzten vier Generationen sind: Gio-vanni, der um 1276 Awogadore war, Adamo cavaliere, der Großvater um 1350, dannder Vater Candiano um 1380. Dieser wird in der Zeit der großen Kämpfe um die Vor-herrschaft zwischen Venedig und Genua 1380 in die Behörde der Hundertmännergewählt 6 . Da damals nicht mehr der Arengo, die allgemeine Volksversammlung, dasRecht der Wahl des Dogen hatte, denn seit 1172 durfte sie nur noch vier Wahlmänneraufstellen, die die 40 Dogenwähler bestimmen sollten, so finden wir Candiano alsWähler des Dogen Antonio Venier, der 13 81 seine Würde erhielt 8 . Sodann hat sichseine Steuerveranlagung erhalten. Im Jahre 1379 gab es von der weitverzweigtenCa Barbaro sieben Glieder, die für die Steuer eingeschätzt werden. Candiano war nichtder reichste des Hauses; einer seiner Vettern, Marco Barbaro, ist doppelt so hochveranlagt, Candiano mit 4500 Dukaten (was einem Kaufwert von 450000 Reichsmarkentspricht)'. Schwierigkeiten bietet die Frage nach seiner Ehe. DerVicentiner Genea-loge Capellari, der ein auch nur handschriftlich erhaltenes Werk: II Campidoglio veneto, die Stammbäume der venezianischen Nobilifamilien, verfaßte, merkt an, daßCandiano Barbaro mit Maddalena quondam Niccolö Foscarini verehelicht war 8 . DieMutter des Francesco und seines älteren Bruders Zacharias heißt aber Constanza (hand-schriftlich: Constanga.) Daß Candiano Barbaro zweimal verheiratet war, wird auchdurch zwei erhaltene Testamente gestützt 9 . Das frühere dieser beiden wichtigenDokumente ist vom Erblasser am 13. September 1368 niedergeschrieben und uneröffnetgeblieben, das Zweite, das in Wirksamkeit trat, ist vom 1. September 1389. Es wäre ansich möglich, daß es sich hier um zwei verschiedene Candiano handelte, da auch dieKinder, im älteren Moreto und Lucia, im jüngeren Ermolao, Daniel und Zacharias ge-nannt, nicht übereinstimmen; aber der Name Candiano findet sich in den ganzen Stamm-bäumen der Familie Barbaro nicht wieder, während die Namen seiner Söhne sich fastin jeder Generation wiederholen. Alsdann pflegten die Venezianer, um Gleichnamige zuunterscheiden, immer die Herkunft aus dem Stadtsechstel (sestiere), wie sie dort nochbis auf den heutigen Tag bestehen, hinzuzufügen. Die Angaben sind in beiden Testa-menten die gleichen: Ser Candiano de la contrada di Santa Maria Mater Domini. SeinHaus lag also jenseits des Canale grande , in der Gegend von San Polo 10 . Das ersteTestament kennzeichnet sich als das eines noch jüngeren Mannes, denn unter denKommissaren seiner Hinterlassenschaft wird an erster Stelle: mia mare madonnaMarchesina Barbaro, seine Mutter Marchesina, genannt, die also damals noch am Lebenwar. Seine Frau ist im ersten: Madaluga miamuier.und im zweiten Testament: Costangamia muier. Die erste Frau würde übereinstimmen mit der von Capellari genanntenMaddalena, Tochter des verstorbenen Niccolö Foscarini. Schwieriger wird es, diegenannten Kinder in Übereinstimmung zu bringen. Bisher waren aus den Humanisten-briefwcchseln überhaupt nur zwei Brüder Zaccaria und Francesco bekannt, jetzterscheinen in den Aktenstücken die Witwe Constanga relicta quinque filiorum etduarum filiarum: Ermolao, Daniel, Zaccaria,?? 11 , Francesco sind die Söhne undPolisscna und Franceschina Clara die Töchter, die den 1391 verstorbenen Vater über-