GEBURTSJAHR FRANCESCO BARBAROS
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noch nicht auf der Welt, da der Vater ihn im Testament bei der Er-wähnung seiner drei ältesten Söhne nicht nennt. An Stelle von Fran-cescos Namen steht: e altri che me nascesse (und andere, die mirnoch geboren werden sollten). Da in späteren Dokumenten die WitweConstanza mit fünf Söhnen angeführt wird, müssen ihm noch zweiweitere geboren sein. Jedenfalls war Francesco, als der Vater starb, erstwenige Monate alt.
Noch eine Bestimmung von Barbaros Geburtsjahr ermöglicht das Testament desVaters. Candiano will nicht, daß seine Söhne ihr Erbteil in die Hand bekom-men, bevor sie sechzehn Jahre alt sind (se Ii non aveva complido anni xvi).Es war in Venedig Brauch, daß die Vermögensverwaltung für die minderjährigenSöhne verstorbener Nobili von den Prokuratoren von San Marco besorgt wurde.Diese nach dem Dogen höchsten Beamten der Republik , denen in ihren letztenLebensjahren auch Francesco Barbaro und später Zacharias, sein Sohn, angehörten,hatten außer der Verwaltung der reichen überseeischen Eingänge des Kirchengutes vonSan Marco auch noch die Fürsorge für Witwen und Waisen in der Stadt, Es gab daherentsprechend der Stadteinteilung Prokuratoren von San Marco de citra und de ultra,und da Candiano seinen Palazzo jenseits des großen Kanals hatte, so verwalteten seineHinterlassenschaft die Prokuratoren de ultra, so wie er selbst in seinem Testament sienamhaft macht. Dieser Tatsache verdanken wir genauere Kenntnis der häuslichenZustände im Elternhaus Francescos, denn die Prokuratoren legten ihre Vermögens-verwaltung und die Verrechnungen in einem sorgfältig geschriebenen großen Perga-mentaktenheft nieder, an dessen Spitze die schon erwähnte lateinische Testaments-eröffnung in Anwesenheit des Dogen sowie das Testament selbst stehen. Die weiterenEintragungen sind wiederum lateinisch. Unter den mancherlei Abrechnungen undFinanzaktionen mit der Camera dei Prestiti findet sich der wichtige Eintrag 19 in der«Commissaria di Ser Candiano Barbaro», wie das Heft benannt wird:(Ausgestellt auf das Nachsuchen des Franciscus Barbarus, des Sohnes unseres einstigenKommissars.» Im Jahre 1408 am 13. Juli zahlt einer der beauftragten Prokuratorendem Herrn Francesco Barbaro, «einem der fünf Söhne unseres Kommissars», die Rest-summe aus, die ihm nach der letztwilligen Verfügung seines Vaters noch zusteht.Da Francesco zu diesem Zeitpunkt der Auszahlung des Erbteils gemäß dem väter-lichen Testament mindestens das 16. Lebensjahr vollendet haben mußte, kommen wirals äußersten Zeitpunkt für seine Geburt auf das Jahr 1392. Als er das Geld abhob,muß er nach unserer Berechnung schon 17 bis 18 Jahre alt gewesen sein. Nach Abzugder Unkosten für seinen Unterhalt und die Erziehung während seiner Minderjährigkeitblieben ihm als restliches Erbteil 837 Dukaten. Da die Familie achtköpfig war, ergibtsich, daß Vater Candiano in den 23 letzten Lebensjahren seinen Besitz erheblichvergrößert hat, denn die 4500 Dukaten, die er 1368 besaß, hätten in fünf Teilegeteilt ein nicht so großes Erbteil für jeden seiner Söhne ergeben. Die Töchter