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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
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I HERKUNFT UND JUGEND

ganze Klerus, sondern auch auswärtige Prälaten. .. .Viele festliche Tagedauerte diese Feierlichkeit... dann endlich wurde das Ganze mit zweiSpielen abgeschlossen... Es hatten sich vierundzwanzig edle Jünglinge,die durch Schönheit, Haltung und Jugend alle Augen auf sich zogen,diesen Teil der Festesfreude erwählt, und es war ein wunderbares Schau-spiel, wie so viele Epheben, in Purpur und Gold gekleidet, so viele erz-hufige, mit funkelndem Schmuck behängte Rosse so mit ihren Zügelnlenkten, so mit den Sporen drängten, daß diese kaum den Boden mitihren Füßen zu berühren schienen 25 .»

In der Stadt, der solche Feste ihr Gepräge gaben, wuchs Francesco heran,zwar vaterlos aber nicht unbehütet. Hier konnte jeder Edelmann, auchwenn er Waise war, zu den höchsten Ehrenstellen heranreifen, wie esam schönsten ein Vers der venezianischen Epigramme Goethes sagt:

Jeder Edle Venedigs kann Doge werden, das macht ihnGleich als Knaben so fein eigen bedächtig und stolz.

An Vaters Statt trat der ältere Bruder Zacharias; zu ihm schaut Fran-cesco mit ganzer Kindesliebe auf. Zacharias Barbaro hatte in Venedigoder in Padua , wo alle jungen Venezianer von Stande studierten, umdie Wende des Jahrhunderts den Humanisten Guarino aus Verona kennengelernt und verdankte ihm, als Lehrer und als Freund, vielesseiner geistigen Bildung, so daß ihm später Guarino schrieb 26 , wiesehr er sich an Zacharias' Entwicklung freuen dürfe und daß er nunFrüchte einsammele, nachdem er sich früher mit ihm so sehr Mühegegeben habe. Sie hatten Freundschaft geschlossen, und Barbaros Hausin Venedig stand Guarino stets offen, wie dieser es nach dem frühenTode des Zacharias dem Bruder dankend bezeugt: «Hast du verges-sen,» schreibt er vier Jahre nach dessen Tode an Francesco, «welchemenschliche Güte mir Zacharias angetan hat, wie er mich mit allenDiensten so überschüttete, daß er bei jeder Gelegenheit mich gerne alsBruder, als Sohn, ja als Herzensfreund mit sich vereint sehen wollte 27 .» Indieser Luft durchgeisteter Freundschaft atmete das Kind Francesco.Bald darauf, im Jahre 1403, hatte sich Guarino in Venedig eingeschifft,und begleitete den berühmten byzantinischen Gelehrten und Diplomaten,der die Italiener wieder Griechisch gelehrt hatte, Manuel Chrysoloras ,