5 2 III HUMANISTISCHE ARBEITEN BARBAROS
er durchaus keine glückliche Hand gehabt, und deshalb sei er zur Vulgär-sprache abgebogen, worin er vielleicht als erster erglänzte! 9 Nach denbeiden großen Itaüenern des XIV. Jahrhunderts folgte dann JohannesRavennas, der zu Venedig lehrte und nach langer Zeit damals in Italien eine Elementarschule (= ludus im humanistischen Sinne) eröffnete, ausder «wie aus dem trojanischen Pferde» die meisten und trefflichstenMänner hervorgingen, die später in Schule und Wissenschaft alle Plätzeeinnahmen. Diese schon nach allen Regeln ins Latein Eingeweihten habeManuel Chrysoloras, der als byzantinischer Lehrer des Griechischen unterBonifaz tx. nach Italien kam, nochmals in die Schule genommen.Ganz bewußt und mit Willen wagen die Humanisten den großen Sprungund knüpfen unmittelbar an das ausgehende Altertum an. Von Thomasvon Aquino 10 oder von Dante hören wir aus dem ganzen Zeitalter Bar-baros kaum. Eine Handschrift der lateinischen Petrarcabriefe hat Fran-cesco jedoch besessen und gelesen, denn die Markusbibliothek in Venedigbewahrt als eine ihrer größten Kostbarkeiten diese mit eigenhändigenRandglossen von Petrarca versehene Handschrift 11 . An einer Stelle seinerBriefe erzählt nun Petrarca, daß er nächtlicherweile häufig von Geistes-blitzen erleuchtet würde. Um sie sich nicht wieder entschwinden zusehen, habe er sofort nach Tinte und Schreiberohr gegriffen, die er abendsneben sein Kopfkissen hänge, um den Einfall im Dunkeln schnellniederschreiben zu können. Am andern Morgen habe er das Gekritzeltedann mühselig entziffert. Zu dieser Stelle findet sich die Randbemerkung:(Hoc idem saepe fecisse confiteor F. Bar>. Aus dem Vergleich mit andernSchriftproben seiner Hand ergibt sich, daß Barbaro wirklich diesen Eintraggemacht hat und wohl ein eifriger Leser der Petrarca-Briefe gewesen ist. —Der letzte, auf den sich die Humanisten in ihren Zitaten beziehen, istAugustinus, und der gehört noch zum Altertum.
Aber es entging schon den Zeitgenossen damals nicht, daß jede neueGeneration einer anderen Seite der antiken Überlieferung ihre Vorliebezuwandte. Ein Zeugnis dafür bietet uns Pietro Tommasi, der sehr regeund gebildete Hausarzt und Freund Barbaros und vieler anderer Huma-nisten; er schreibt im Jahre 1430 an Barbaro: «Gar so wenige seid ihr, aufdie sich die Würde der lateinischen Beredsamkeit (dignitas orationis) undder Glanz dieser Sprache gründet... Ich beglückwünsche daher unsre