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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
Entstehung
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59
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PLUTARCHS UND QUINTILIANS EINFLUSS 59

kommt es, daß für die romanischen Humanisten die lebendige Wort-fügung, die Beredsamkeit, die eloquentia, der Inbegriff der Antike ist.Ihr Lehrmeister in ethischer wie in formaler Hinsicht ist neben Cicero auf diesem Gebiete eben Quintilian . Barbaro führt ihn auch als Eideshelferin seinem Streitbriefe gegen Lorenzo de'Monaci an: «Denn von dengewissenhaftesten Schriftstellern der freien Künste wird diese Art derÜbung (der Übersetzung nämlich) immer und immer wieder gelobt, dasie zur Bereicherung des Wortschatzes, worin ohne Widerrede die Grie-chen Meister sind, und zum Gebrauch der Redefiguren, mit denen wie mitSternen die Rede geschmückt ist, sehr geeignet scheint. Auf diese Weisewerden wir Sentenzen, Formen und Farben anwenden können, so daß sieZierlichkeit und Gewähltheit bewahren und nicht von unserer Schreibartabweichen. Schließlich ist, wie Quintilian will, gerade die Schwierigkeitzur Übung äußerst nützlich. In der Tat, was wir zu übersetzen vorhaben,das lesen wir nicht sorglos durch, sondern wir wägen das einzelne gewissen-haft und geben uns Mühe, Stil und Bedeutung allerWorte beizubehalten 21 .»So der Vorsatz Barbaras; die Ausführung mag noch etwas schülerhaft ge-raten sein, da er die neuerworbenen rhetorischen Farben zu dick aufträgt.

In dem Stil der eben angeführten Stelle fallen eine Reihe Fachausdrücke auf, die bisherbei ihm nicht vorkommen, wie exercitatio, copia rerum, usus figurarum, formae, colo-res, accommodatum videri. Es sind samt und sonders rhetorische Fachausdrücke, dieman auf den ersten Seiten der institutio oratoria des Quintilian wiederfindet. Mandarf also annehmen, daß Francesco dieses Werk gerade gelesen hat und seine Spracheund Ausdrücke ihm noch frisch im Gedächtnis haften; auch inhaltlich blieb es nicht aus,daß gerade Quintilian einen führenden Einfluß auf das Leben Barbaros gewann.Währenddes Mittelalters warder NameQuintüians zwar bekannt, und hie und da hatteman etwas von der Institutio oratoria gelesen, die man nur unvollständig besaß; imganzen aber war sein Einfluß untergeordneter Art. Erst Petrarca, in dessen Besitz einzerflackertes Exemplar des unvollständigen Quintilian kam, ahnte die künftige Bedeu-tung dieses Schriftstellers. Er schrieb auch ihm einen Brief in die Unterwelt. Zur Zeitder kurzen Vorblüte des Humanismus in Frankreich , im ausgehenden xiv. Jahr-hundert, die sich an die beiden Namen des Jean de Montreuil (Johannes de Mon-sterolis) und des Nicolas Clemangis knüpft, befand sich im Besitz des letzteren einvollständiges Exemplar, doch blieb die Kenntnis auf einige französische Gelehrtebeschränkt. Erst Poggios St. Gallener Entdeckung einer vollständigen Quintilian -handschrift weckte die Anteilnahme der italienischen Humanisten und rief großeFreude hervor. Quintilian kam den Bedürfnissen jener Zeit entgegen, da er, derMeister der antiken Rhetorik, seine Kunst von der sittlich-erzieherischen Seite

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