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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
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DIE HOCHZEITSGABE FÜR L. DE'MEDICI 103

Medici sicher nicht hätte entgehen lassen, wenn ihm irgendeine Hand-lungsweise Lorenzos die Mögüchkeit weiterer Lästerung geboten hätte.Alles unvornehme Gebaren übersah Barbaro . In seinem Freunde Lorenzobesaß er einen gleichstrebenden Standesgenossen, der wie er selber sichdie neue Bildung zu eigen machte. Die größte Bedeutung hatte Lorenzofür Barbaro, daß er als Freund ihm Anlaß für sein Werk DE RE UXORIAbot. Er schickte ihm das Buch mit einem Widmungsschreiben zu seinemHochzeitstage. Weil er gleichen Ranges mit dem Freunde sei, wolle ernicht durch Geschenke den vielfachen Dank des vornehmen Herrn heraus-fordern. Solche nutzsüchtige Haltung scheine ihm niedrig. ( Von denenweiche ich sehr ab,» fährt er im Widmungsschreiben fort, «zumal es sichum dich handelt, bei dem ich unter soviel Reichtümern, soviel Schätzen,soviel Glücksgütern aller Art nicht finde, wo noch Platz für meine Ge-schenke übrigbleiben soll... Da ich mir nun die vielen Gespräche unserervertrauten Stunden ins Gedächtnis rief, wollte es mir ein vollkommeneresund anziehenderes Geschenk scheinen, wenn du eher von deinem Fran-cesco als von seinem Besitze beschenkt würdest. Deshalb habe ich denPlan gefaßt, mit einer Widmung an dich kurze Aufzeichnungen über dieEhe niederzuschreiben, die ich dieser Hochzeitsstunde angemessen nichtfür unnütz erachte.»Die Medici waren die reichsten Leute von ganz Italien .Auch Francesco Barbaro war so wohlhabend, daß er niemals Mangellitt wie mancher der Humanisten von Beruf. Weil ihm und den Medicidie Schätze der Welt in so reichem Maße zur Verfügung standen, fühltensie die Verpflichtung, sie nutzbringend anzuwenden. An einer Stelle inDe re uxoria steht eine Rechtfertigung des Reichtums: «Wir müssen aufdie Schätze so großen Wert legen (nämlich bei der Mitgift der Frau),denn haben wir sie auch selbst nicht gar so nötig, so steht uns doch dieweiteste Möglichkeit offen, ehrenhaften Gebrauch gegenüber Freundenund dem ganzen Menschengeschlecht von ihnen zu machen 5 .» SelbstGeschenke solle man annehmen, meint Francesco , damit man weiter-schenken und dadurch den Freunden erneut eine Freude machen kann.Cosimo aber sagt: «Weil mir alles, was zur Lebensführung nötig ist,wie von einem göttlichen Zauberstab in den Schoß gelegt wurde, sohabe ich mich deshalb nicht weniger gemüht, mein Erbe zu mehren.Von allen Pflichten ist diejenige besonders zu erfüllen, die zur Erhaltung