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VI LAUFBAHN ALS STAATSMANN
Staatsarchiv barg. Leider sind dem großen Brande des Dogenpalastesvon 15 77, der auch das Gemälde Barbaros im großen Ratssaal vernichtete,alle älteren Relationen zum Opfer gefallen. Wie für andere Staatsämter,so waren auch für die Gesandtschaften Verbote vorgesehen, die Miß-bräuche nicht aufkommen lassen sollten. Wer ins Ausland geschicktwurde, durfte dort kein Besitztum haben, und wer in staatlichem Auftragnach Rom fuhr, dem war es, wie schon erwähnt, ohne Erlaubnis der Re-gierung nicht gestattet, für sich oder andere Benefizien zu erwirken; dieseBestimmung führte ja später unter dem Enkel Francescos, Ermolao, dieKatastrophe des Hauses Barbaro herbei. Bei der Rückkehr mußten dieGesandten angeben, welche Geschenke sie empfangen hatten.Während der folgenden Jahre finden wir Barbaro in Venedig in der Be-hörde für die neuerworbenen Gebiete 64 , dann, 1430, schickt man ihn aufden am weitesten nach Westen vorgeschobenen Posten venezianischerLandmacht, nach Bergamo , das erst durch den letzten Krieg an Venediggefallen war; dort waltete er mit Biondo als Sekretär seines Amtes 55 .1432 wird er zum ersten Male in die oberste Behörde Venedigs, in denkleinen Rat, gewählt und ist dadurch eng mit der Katastrophe des Kon-dottiere Graf Carmagnola verknüpft, die in diesem Jahre eintrat 56 . AlsSeemänner fühlten sich offenbar die venezianischen Edelleute der Führer-schaft im Landkriege nicht gewachsen oder es erschien ihnen vielleichtzu gefährlich, daß ein Ehrgeiziger unter ihren Standesgenossen nachdem Vorbild Cäsars durch Siege sich persönlich ein Heer verpflichtenkönnte, um damit die Vaterstadt zu bedrohen und die Alleinherrschaftan sich zu reißen. Jedenfalls hielt man in Venedig an der Einrichtungder von der Signorie angeworbenen Soldtruppen und Söldnerführer fest,obwohl diese grenzenlos unzuverlässig waren und, wenn die Löhnungnicht rechtzeitig eintraf, immer Miene machten, zum Feind überzugehen,der sie vielleicht besser bezahlte. Den beiden Kondottieren Gattamelata und Colleoni , die ihnen dauernd treu ergeben blieben, war die Signorieum so dankbarer — das bezeugen für immer die herrlichen Standbilder inPadua und Venedig. Fast alle andern in der von uns betrachtetenZeitspanne haben Venedig verraten. Als die Signorie argwöhnen mußte,daß auch Graf Carmagnola, der nach seinem Siege bei Maclodio die vene-zianische Sache sehr lau betrieb, die Absicht habe, zu den Mailändern