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VIII ALTERS WEISHEIT
der venezianisch-päpstlichen Flotte gegen die Türken erfolgreich focht 95 .Mitten aus diesen ernst in Angriff genommenen neuen Aufgaben istFrancesco Barbaro von kurzer Krankheit dahingerafft worden, im Altervon 63 Jahren. Den reinsten Nachklang dieses Ereignisses besitzen wirin einem Brief, den der treue Lodovico Foscarini an den Bischof vonVerona, Ermolao Barbaro , den Neffen Francescos, richtete 96 . Foscarinikehrt bald nach Barbaros Tod zu Anfang des Jahres 1454 von seinerBrescianer Prätur nach Venedig zurück und tiefe Trauer erfaßt ihn,seinen Meister nicht mehr unter den Lebenden zu finden. Sein zu früherTod hatte bei ihm und andern einflußreichen Venezianern den Wunschzunichte gemacht, Barbaro an der höchsten Stelle des venezianischenStaates, als Dogen, zu sehen, da man ihn schon als wahrscheinlichen Nach-folger des uralten Dogen Francesco Foscari bezeichnete. War doch Bar-baro in seiner letzten Würde als Prokurator von San Marco, die er zweiJahre lang bekleidete, der angesehenste, einflußreichste und weisesteStaatsmann, den Venedig damals besaß, so daß Foscarini schmerzlich aus-ruft : «Einen edleren als ihn können wir nicht wünschen... Niemals stellteich Francesco in einer noch so großen, unvorhergesehenen und neuenSache eine Frage, auf die er nicht alles, was die Klügsten darüber denkenkönnten, rasch, überreich und gewichüg vorbrachte. Diesem göttlichenIngenium waren keine Grenzen gesetzt... So groß war Francescos An-sehn, daß, wohin er sich nur wandte, Auge und Mund der Fürsten undVölker gespannt auf ihn gerichtet waren. Nichts wurde unterlassen, wasman sich für das Gepränge und die Ausschmückung seiner Straße aus-denken konnte. Alle Zugänge waren voll Menschen, um einen so großenMann zu sehen. Wenn er im Staatsauftrag oder als Privatmann reiste,konnte man glauben, er sei nicht in der Fremde, sondern er ziehe imTriumphzug daher. Bekannt war seine Tugend; sie übertraf noch seinenRuf. Ganz glücklich waren diejenigen, bei denen er zu Gast weilte. Wenner schied, folgten sie ihm mit Segenswünschen,Tränen und Umarmungen,wie man sie reichlicher den würdigsten Königen nicht hätte darbringenkönnen.... Wenn Francesco von Gesandtschaften und Präturen heim-kehrte, haben wir ihn froh empfangen. Also wollen wir uns freuen,wenn seine frommste Seele aus den Drangsalen des Lebens währendder stürmischsten Zeiten, von Hieronymus und Augustinus , seinen Ver-