ANMERKUNGEN ZU KAPITEL I, 6-14
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6 Über den Vater Candiano Barbaro bringen hier zum ersten Male archivalischeStudien im Archivio di stato di Venezia, dem ausgiebigsten und großartigsten derWelt, nähere Kunde, denn aus dieser reichen Quelle haben die Gelehrten, die seit200 Jahren über Barbaro schrieben, noch niemals geschöpft.
Venedig, Biblioteca civica del MuseoCorrer Cod. Cicogna 3575 (La famiglia Barbaro)1380: Centumviri creantur in bello ligustico inter quos Matheus Barbaro, CandianusBarbaro, Donatus Barbaro.
Candiano ist 1382 Elettore del doge Venier, 1384 Consigliere della cittä e senatore.
7 Den Dukaten zu 100 Mark Kaufwert gerechnet.
8 Uber Capcllari s. Anm. 2.
9 Arch. ven. Procuratori di San Marco de ultra 112 (Atti depositati nell'Archivio diStato in Venezia daH'Aministrazione dei pii istituti riuniti, per la Casa di Ricovero edOspizii sparsi nel 1877) Quaterno: Ser Candiani Barbaro, sanete Marie matris domini.Die Testamente kommen im zweiten Bande zur Veröffentlichung. Das ältere nichtzur Ausführung gekommene Testament fand sich unter hundert andern uneröffnetenTestamenten mannigfacher Mitglieder des Hauses Barbaro vom xn.—xvn. Jahr-hundert ; es ist in altvenezianischem Dialekt geschrieben; auch das zweite, das Haupt-testament, ist in derselben Mundart; jedoch sein Mantel, die Eröffnung vor demDogen, ist lateinisch verfaßt, wie alle Aktenstücke der venez. Regierung jener Zeit.
10 Die heutigen Palazzi Barbaro sind diesseits des Kanals und wurden von derFamilie erst nach der Zeit Francescos erworben. Vgl. Ferriguto, Almorö Barbaro,pag. 68, der feststellt, daß die Familie B. diese Palazzi erst 1460 käuflich erwarb.
11 Der Vorname Candiano tritt auffallenderweise zur gleichen Zeit in mehrerenFamilien, z. B. der Bollani, auf (Mitteilung des Prof. Lazzarini in Padua ), während erspäter wieder verschwindet. Die Möglichkeit, die Bevorzugung dieses Vornamens miteinem historischen Ereignis in Verbindung zu bringen (nämlich der Niederwerfungdes großen kretischen Aufstandes von 1363), trifft auf Candiano Barbaro nicht zu, daer, wie sein erstes Testament zeigt, schon erheblich früher geboren sein muß.
Wie der fünfte Bruder Francescos hieß, läßt sich aus den Akten nicht ermitteln.Hingegen zählt der Stammbaum Capellaris alle fünf auf. Es findet sich darunter einDaniel 1 und ein Daniel 11. Es ist schwer zu sagen, was damit gemeint ist. Im mittel-alterlichen Deutschland kam es bisweilen vor, daß man nach demselben Paten Ge-schwister mit dem gleichen Vornamen taufte, doch was in Venedig der Grund hierfürsein könnte, entzieht sich unserer Kenntnis. Über das doppelte Auftreten einesVornamens in derselben Familie vgl. Bruno Kuske : Quellen zur Gesch. des KölnerHandels und Verkehrs im Mittelalter, in, pag. 194 f. K. stellt fest, daß die gleiche Be-nennung auf die Patenschaft zurückzuführen sei, da ein reicher Pate den Kinderntestamentarisch bedeutende Zuwendungen machen konnte. Sabbadini hingegen (nacheiner schriftlichen Mitteilung) vermutet zwei Zwillinge des Namens Daniel.
12 Dieser von der heutigen Übung abweichende Gebrauch findet sich auch in KölnerTestamenten des gleichen Jahrhunderts, wo Eltern ihr Söhnchen Johännchen er-wähnen, das später ein Hans wird (nach Kuske).
13 In der ziemlich weitgehenden Gleichläufigkeit der einzelnen Punkte der beidenTestamente kann man desungeachtet, daß vielleicht ein fester Formelstil allgemeinüblich war, auch einen Beweis für die Identität des Erblassers sehen. Es fällt ferner insGewicht, daß die Stiftungen an fromme Gemeinschaften in beiden Testamenten diegleichen Empfänger haben; ferner spricht für die Echtheit dieses ersten Testamentes,daß Capellari in seinem Stammbaum, der auf andere, mir unbekannte Quellen zurück-geht, als Gemahlin auch Maddalena und als Tochter Lucia hat; diese muß wohl in den20 Jahren zwischen den beiden Testamenten verstorben sein. Siehe auch Stammbaum.
14 Warum aber spricht Francesco immer nur von seinem Bruder Zacharias und nievon seinen beiden ältesten Brüdern Ermolao und Daniel, von deren Dasein bisher
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