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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Österreich und die kleineren Staaten

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II. Die Sturm- und Drangjahre

von M8^850

Ein wichtiges Ergebnis hatte die voraufgegangene Periode des Stillstandes ohne Zweifel gezeitigt. Die alte preußische Disziplin und die vollkommene Einheit im Heere, die 1315 so sehr gefehlt hatte, war hergestellt. Zumal war das Offizierkorps völlig in sich verschmolzen und stand in der nun kommenden Zeit politischer Erschütterungen geschlossen zu seinem Herrscher. Es hat sich damit um die Zukunft Deutschlands ein großes Verdienst er­worben; denn wäre der Thron ohne diese sichere Stütze gewesen, hätten die revolutionären Bestrebungen eine parlamentarische Mehrheitswirtschaft gebracht und nur ein schwaches Scheinkönigtum übrig gelassen, so konnte Preußen nicht derart erstarken, daß es die schweren Kämpfe zu bestehen vermochte, welche Deutschlands Einigung erfordern sollte.

Am 7. Juni 1840 war König Friedrich Wilhelm III. gestorben und König Friedrich Wilhelm IV. bestieg den Thron, von seinem Volke mit großen Hoffnungen empfangen. Bei den Reisen, die er als Kronprinz in den letzten Zeiten im Lande unternommen, hatte sein Auftreten den gün­stigsten Eindruck hinterlassen.Er entzückte, wo und wie er sich zeigte, alle, die ihn sahen und hörten, ebensosehr durch seine frohe Laune und Ungezwungenheit, als durch das Interesse, das er für alle ernsten Fragen und Sachen zeigte." Wünsche, die bisher mit Rücksicht auf die hohen Lebensjahre des alten Königs zurückgedrängt worden waren, begannen sich zu regen. Das geistige Leben der Armee erhielt einen neuen fördernden Anstoß, Kriegsspiel und militärwissenschaftliche Vorträge begannen.

Bei der Königsrevue von 1842 fiel der Unterschied der Landwehr gegen die Linie besonders ungünstig auf. Die große Zahl der fast ganz unge­übten Mannschaften in ihren Bataillonen beeinträchtigte deutlich die Hal­tung. Die ungenügende Autorität und mangelnde Diensterfahrung des größten Teils des Offizierkorps vermehrte das Übel. Bei den Kavallerie­regimentern bestand eine große Ungleichheit in dem noch von den Kreisen gestellten Pferdematerial. Den Gebrauch der Lanze, mit der sie bewaffnet waren, kannte nur ein Viertel der Mannschaften; alle übrigen verstanden nicht damit umzugehen.

Der König mahnte in seinen Befehlen zu größerer Ordnung, die sich nicht nur auf die geschlossenen Abteilungen, sondern auch auf die Schützen­ketten erstrecken sollte. Grundsätzliche Anordnungen aber unterblieben;