Moltke an der Spitze des preußischen Generalstabes
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IV. Der Italienische Rrieg von ^859
(S. Skizze 12)
In Österreich war Fürst Felix Schwarzenberg am 5. April 1352 plötz-lich gestorben. Er hatte „die Politik der Allianzen, die Fortsetzung derPolitik der Heiraten, durch die Österreich gegründet wurde" ebenso wieMetternich benutzt, um seines Staates Stellung in Europa zu befestigen.In den Tagen von Olinütz verständigte er sich mit Rußland über dasVorgehen gegen Preußen , zwang dieses in seine Bahnen und stellte so dieSchöpfung Metternichs , die heilige Allianz, wenn auch nicht der Form, sodoch dem Sinne nach wieder her. Damit war Österreichs Vormachtstellungin Deutschland und Italien wieder gesichert, obwohl soeben erst die schwer-sten inneren Krisen dessen lockeren Bau aufs heftigste erschüttert hatten.
Sein Nachfolger Graf Vuol verließ diese altbewährten Bahnen. Erüberschätzte Österreichs Kräfte, die nach ihrer Eigenart denen großer, insich geschlossener Nationalstaaten nicht gewachsen waren. Während desKrimkrieges hatte er geglaubt, mit völliger Freiheit des Handelns dasSchiedsrichteramt in Europa übernehmen zu können. Erst schloß er mitPreußen einen Neutralitätsvertrag und hinderte es, Rußland beizuspringen,dem es zugetan war. Dann verbündete er sich mit den Westmächten, lei-stete ihnen aber die erwarteten diplomatischen Dienste erst nach dem Fallevon Sebastopol, als sie den größten Teil ihres Werts verloren hatten.So geriet die österreichische Politik in den Ruf der Unzuverlassigkeit, undda Graf Buol auch die deutschen Höfe durch Hochmut unaufhörlich ver-letzte, wuchs seine Vereinsamung. „Jedenfalls hat er das Verdienst, Öster-reich um das Vertrauen und sich um die Achtung aller gebracht zu haben" —schrieb damals Bismarck von ihm. Aber auch noch ein anderer hatteÖsterreichs Isolierung erkannt und beschlossen, sie zu benutzen, Napoleon III. ,der sich mit dem Grafen Cavour, dem sardinischen Premierminister, zurBefreiung Italiens verband. Bei dem historisch denkwürdigen Neujahrs -empfange der Diplomaten von 1859 gab er unverhohlen seinen Österreich feindlichen Absichten Ausdruck. England sympathisierte mit dem aufstre-benden Italien, Rußland war zufrieden, über den ungetreuen Freuud dasverdiente Strafgericht hereinbrechen zu sehen.
Nur bei Preußen war allenfalls Unterstützung zu finden. Aber auchdieses wurde dadurch verletzt, daß Buol es durch eine Abstimmung amBunde an Österreichs Seite zwingen, nicht durch Zugeständnisse gewinnen