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VII. Der Norddeutsche Bund
Dem Prager Frieden folgte keine Ruhepause. Das siegreiche Preußen ging sofort daran, die durch den Krieg bewährte Wehrverfassuug auf den norddeutschen Bund zu übertragen. Drei neue preußische Armeekorps mit den Nummern 9, 10 und 11 wurden in den eroberten Provinzen aufgestellt und ihnen die kleinstaatlichen Truppen Norddeutschlands eingefügt. Als 12. schloß sich, nach preußischem Muster umgeformt, die bisherige sächsische Armee an und als gesonderte — 25.— Division das großherzoglich hessische Truppenkorps. Die Armee des norddeutschen Bundes wurde dadurch um mehr als ein Drittel stärker, als diejenige, mit der Preußen in den Krieg von 1866 gegangen war. Die gesamte Artillerie erhielt gezogene Geschütze; eine wesentliche Verbesserung des Zündnadelgewehrs wurde begonnen, aber durch den kommenden Krieg unterbrochen. In emsiger Arbeit wurde die Ausrüstung vervollständigt oder erneut, die Landwehr und das Ersatzwesen innerhalb des Bundes einheitlich geregelt. Schon nach zwei Jahren konnte General v. Moltke das stolze Wort aussprechen: „Frankreich ist dem norddeutschen Bunde nicht gewachsen."
Nach dem Vorbilde desselben erhöhten aber auch die süddeutschen Staaten ihre Kriegsmacht. Sie führten im Frühjahr 1867 die allgemeine Dienstpflicht, die Landwehr, die Annahme Einjährig-Freiwilliger ein, ordneten die Mobilmachung ihrer Streitkräfte und ahmten mancherlei preußische Einrichtungen nach. So teilte sich, diesen entsprechend, das bayerische Heer fortan in 2 Armeekorps von je 2 Divisionen. Die Infanterie erhielt eine neue Waffe, das Werdergewehr, die Artillerie wurde ansehnlich vermehrt. Württemberg wollte gleich nach dem Kriege ein volles Armeekorps aufbringen, begnügte sich aber am Ende aus Rücksicht für den Staatshaushalt mit einer starken Division von 3 Feldbrigaden, nebst Artillerie und Kavallerie. Baden wählte den preußischen General v. Beyer zum Kriegsminister und folgte am treuesten dem preußischen Vorbilde. Es stellte gleichfalls eine starke Division auf, die das Zündnadelgewehr und ebenso das preußische gezogene Geschütz führte. Gemeinsam hielten die Deutschen fortan auf dem Friedensfuße 382 000 Mann unter den Waffen, ein Heer, wie es in Stärke und gleichmäßiger Ausbildung noch keine andere Nation aufgebracht hatte. Im Kriege vermehrte sich diese Streitmacht auf rund 1200000 Mann, 250 000 Pferde, von denen 462 300 Mann Infanterie, 56 800 Reiter, 1584 Geschütze zur Feldarmee gehörten — zur damaligen Zeit ein gewaltiges Rüstzeug.