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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Vorgehen bis Kap Skagen. Die friesischen Inseln

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Wunderbarerweise wurde aber das Ausland und selbst Österreich noch nicht auf die Überlegenheit des Zündnadelgewehrs aufmerksam. Kein öster­reichischer Augenzeuge war bei Lundby gewesen, und die schnellen Erfolge, welche die kaiserlichen Truppen mit ihrem frischen Draufgehen bei Ober- Selk, bei Översee und Veile errungen hatten, bestärkten sie in dem Glauben der Unwiderstehlichkeit der Stoßtaktik geschlossener Haufen, die sie sich seit 1859 zu eigen gemacht hatten.

Im übrigen kam es in Jütland nicht mehr zum Kampfe. Als die Vor­hut des 3. Korps am 9. Juli vor Aalborg erschien, hatte der Feind die Stadt schon verlassen. Die beabsichtigte Verfolgung durch starke Kavallerie wurde vom Weststurm verhindert, der das Übersetzen über den Limfjord nicht gestattete. Als am 12. einige Eskadrons und Infanterie auf Wagen Frederikshavn erreichten, waren die letzten dänischen Abteilungen schon seit 24 Stunden von dort nach Fünen abgegangen.

Auch die über den Salling- und Oddesund gesetzten Österreicher fanden nichts mehr vom Feinde vor und beschlagnahmten nur noch bei Thisted 18 Schiffe mit Heeresbedürfnissen. Auf der äußersten Spitze des Kap Skagen wurde die preußische und österreichische Flagge aufgepflanzt, der Vendsyssel durch ein Infanterie-, ein Kavallerieregiment und eine Batterie besetzt, alles andere wieder hinter den Lim-Fjord zurückgenommen.

Nun blieb nur noch übrig, die westfriesischen Inseln zu befreien, die der dänische Kapitän Hammer mit einer Flottille flachgehender Fahrzeuge be­herrschte. Er hielt sich im Wattenmeer zwischen jenen Inseln und dem Festlande auf, dessen Küsten eine gemischte österreichische Abteilung unter Oberstleutnant Schidlach bewachte. Erst als nach Vereinbarung mit Ge­neral v. Gablenz das Preußisch-österreichische Nordseegeschwader am 11. Juli eintraf, konnte Ernsthaftes gegen ihn unternommen werden. Die Aus­gänge aus dem Wattenmeer wurden nunmehr gesperrt, am 13. Sylt be­setzt und die dänische Flottille durch die Preußischen Kanonenboote Blitz und Basilisk in südlicher Richtung zusammengedrängt. In der Nacht vom 17. zum 18. fiel Föhr den österreichischen Jägern ohne Kampf in die Hände; der Versuch des englischen Kommandanten von Helgoland , sich einzumischen, scheiterte an der Festigkeit des österreichischen Kapitäns Krona- wetter, und Kapitän Hammer bequemte sich zu Unterhandlungen. Er er­schien am 19. Juli abends an Bord des nach dem Vortrapptief entsandten preußischen Kanonenbootes Blitz und übergab am nächsten Morgen seine nach Verlusten und Zerstörung noch übrigen Fahrzeuge mit 9 Offizieren, 236 Mann den Österreichern. Damit war die Befreiung Schleswigs voll­kommen durchgeführt.