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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VI. Die Kämpfe um Deutschlands Einigung

Der Wiener Friede am 1^. August

Vergeblich hatte Dänemark noch immer auf fremde Einmischung ge­wartet. Als sie ausblieb, und selbst England und Schweden sich nicht ernstlich rührten, Napoleon III. nichts für Dänemark tun wollte, voll­zog sich der gewöhnliche Lauf der Dinge. In Kopenhagen forderte die­selbe Partei und dieselbe Presse, die am leidenschaftlichsten zum Kriege gehetzt hatten, jetzt die Räumung Fünens und die Versammlung aller Truppen zum Schutze Kopenhagens , endlich aber baldigen Frieden. Chri­stian IX. faßte den Mut, das von der früheren Kriegspartei beherrschte Ministerium zu entlassen und durch den König der Belgier in Berlin seine Geneigtheit zum Frieden bekannt zu geben. Als auch Österreich zu­gestimmt hatte, wurden am 20. Juli mittags 12 Uhr die Feindselig­keiten eingestellt, gerade in dem Augenblicke, da Prinz Friedrich Karl die Vorbereitungen zum Übergange nach Fünen auch ohne Teilnahme Österreichs beendet hatte. Am 25. begannen in Wien die Verhandlungen. Alle Versuche der dänischen Unterhändler, sie in die Länge zu ziehen, scheiterten an Bismarcks Energie, und am 1. August wurde der Präli- minarfrieden geschlossen, in dem Dänemark die drei Herzogtümer Schles­wig, Holstein und Lauenburg an die beiden verbündeten Mächte abtrat. Als Ersatz für jütische Enklaven in Schleswig sowie für die dänischen Anteile an den Inseln Föhr , Sylt und Romö wurde Dänemark das Amt Ribe , ein vier Quadratmeilen großes Gebiet bei Kolding , sowie die Insel Aarö belassen. Die Herzogtümer übernahmen von der bisherigen gemein­samen Staatsschuld 29 Millionen Reichstaler. Am 30. Oktober folgte die Unterzeichnung, am 16. November der Austausch der Dokumente. Noch an demselben Tage begann die Räumung von Jütland . Zwei neu herangezogene starke preußische Brigaden und eine österreichische besetzten die Herzogtümer, deren Verwaltung die für Schleswig schon tätigen preußi­schen und österreichischen Zivilkommissare übernahmen. Die siegreichen Truppen kehrten in die Heimat zurück. Nach Ausübung eines starken Drucks von feiten Preußens ließ sich am 5. Dezember 1864 auch der Bundestag dazu herbei, die ganz gegenstandslos gewordene Exekution auf­zuheben und seine vorher schon durch die Brigade Goeben aus Rendsburg verdrängten Truppen abzuberufen.

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Der Krieg war beendet, Schleswig-Holstein vom dänischen Joche befreit, seine politische Zukunft freilich noch ungewiß. Daß die gemeinsame Herr-