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Reform und Restauration.
Einfluß war, den Stein sonst etwa darauf ausübte — den Entwurfmit seinen Bemerkungen begleitet und in den Beratungen ent-schieden, daß dieser Entwurf und seine Grundsätze den Sieg davontrugen über einen anderen, der sich ängstlicher an die bisherigenZustände band. Frey war stark beeinflußt von der neufranzöfischenGesetzgebung, und Stein teilte die Überzeugung, daß dies dem Be-dürfnis der Zeit entspreche, und wußte, frei vou Engherzigkeit, ingenialer Weise die dort empfangenen Anregungen im Sinne uudnach Maßgabe der deutschen Verhältnisse und der deutschen Denkartumzugestalten.
Stein hatte aus gründlicher Kenntnis großer und wichtigerGebiete des staatlichen Lebens die Überzeugung von der Notwendig-keit einer tiefgreifenden Reform geschöpft, und die Furchtlosigkeit,mit der er diese Überzeugung in jeder Lage und auch dem Königeund seinen Lieblingswünschen gegenüber vertrat, verbanden mit derReinheit und Größe feines Sinnes und der Tiefe seiner Gedankenüber Wesen und Aufgabe des Staates, gaben ihm eine alle anderenüberragende Bedeutung. Das Verlangen und Sehneu des deutschenVolkes nach einem Vaterlande war in Stein gewissermaßen Persongeworden. Sein Wesen war ganz Kraft und Glauben, und wennseine Heftigkeit, seine schroffen, nicht selten ungerechten Urteile undder Mangel an Rücksicht auf die Personen, mit denen er zu ar-beiten hatte, manchen verletzten und zum Gegner machten, wennihm auch namentlich die Gabe abging, den König richtig zu be-handeln: so ist doch das Wichtigste, was in der Reform geschah, inder kurzen Zeit seiner Geschäftsführung geschehen oder eingeleitetworden. Darum wird er auch für alle Zeiten gepriesen werden alsder deutschen Freiheit Eckstein, als den ihn die Freunde verehrtenund die Gegner fürchteten.
Aber eine große Partei des Adels und des mit ihm verbun-denen Beamtentums wollte die alten Privilegien nicht aufgeben,und der König stand ihnen mit seiner Art zu denken näher alsden Reformern. Als Nachfolger Steins berief er denn auch zu-nächst Dohna und Altenstein, die eher als Gegner der Reform an-zusehen waren. Von 1810 bis an seinen Tod (26. Nov. 1822),also bis an das Ende der Neformperiode, hatte dann Hardenberg