Hardenberg,
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die Leitung der Geschäfte. Er hielt die Reform für notwendig,dachte sie aber mehr im Geiste der französischen Centralisation.Er hätte deshalb den Verteidigern der alten Zustände besondersverhaßt sein müssen, da sie ja angeblich in der Resorm das fran-zösische Gift bekämpften, aber in einem der wichtigsten Aktenstückeaus diesem Kampfe behandelten sie ihn geradezu als einen Genossen,als den Mann, der wiederherstellen werde, „was der voreilige Eiferdes Herrn von Stein und seine öfters unüberlegte Nachgiebigkeitgegen die Systeme des Jahrhunderts zerstört habe". Seine Per-sönlichkeit mochte deshalb manche Schwierigkeit leichter überwinde»?helfen, aber er behandelte auch die wichtigsten Dinge nicht seltenohne rechten Ernst und hat es gerade dadurch wesentlich mit ver-schuldet, daß die Reform der Laudgemeiudeorduung und der Planeiner landständischen Verfassung mißglückten.
Die Neugestaltung der bäuerlichen Verhältnisse war bereits vorder Katastrophe von Jena in Angriff genommen worden, aber dergroße Entschluß einer allgemeinen Beseitigung der Erbunterthänigkeitwurde erst gefaßt, als Stein Ende September 1807 die Geschäfteübernahm. Schon am 9. Okt. 1807 erschien das Edikt, welchesbestimmte, daß es mit dem Martinitage 1810 in Preußen nurnoch freie Leute geben solle, daß der Gutsherr dann den Bauernweder zur Übernahme einer Stelle nötigen oder an der Auswan-derung hindern, noch seine Kinder zwingen könne, auf dem Guteals Knecht und Magd zu dienen. Aber die Ausführung des Ediktsschloß eine Reihe der schwierigsten Fragen ein und erzeugte leiden-schaftliche Kämpfe und Nöte in den beteiligten Kreisen. Mit der Ent-ziehung des Zwaugsgesindes nahm man dem Gutsbesitzer einen Teilder Arbeitskraft, mit der er seiu Land bisher bestellt hatte, undohne Aufhebung der Fronden u. f. w. konnte doch auch der Bauer sichuoch nicht aufhelfen. Das Edikt von 1807 mußte also notwendigdurch Beseitigung der Frondienste ergänzt werden, und man mußte1807 Gesetze erwarten, wie sie dann in den Regulierungsediktenvon 1811 und 1816 erfolgten. Fielen aber die Fronden weg, sowurde dem Gutsherrn zugleich der Rest seiner bisherigen Arbeits-kräste genommen und ferner das meiste Zugvieh und Ackergerät.Denn auch das Zugvieh hatte der Bauer gestellt, der Spanndienste