König Ernst Angust. Ter Kölner Bijchossstreit.
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Gewalt der Fürsten dem Volke zum Fluche und zum Verderbengereiche, und Ernst August wurde so der wirksamste Apostel desLiberalismus, aber er wurde es wider Willen.
Der Kölner Bischofsstreit.
Noch heftiger war die Bewegung, welche gleichzeitig durch denKölner Bischofsstreit veranlaßt wurde. Die preußische Regierunghatte die Stellung der katholischen Kirche zum Staat in der Zeitder Restanration durch Verhandlungen nnt Rom geregelt, die zukeinem ganz befriedigenden Abschluß geführt hatteu. Aber es schienso, weil unter den Katholiken Preußens damals eine milde Rich-tung vorwaltete, die iu Persönlichkeiten wie dem Erzbischof Spiegelvon Köln und in den Professoren der katholisch-theologischen Fakul-täten von der Richtung der vielgeseierten Hermes und Güntherbedeutende Stützen hatte. Dagegen erhob sich nun eine von denJesuiten und Romantikern geführte Richtung, und in völliger Ver-blendung gab ihr die preußische Negierung 1835 einen gefahrlichenFührer, indem sie den Fanatiker Droste-Vischering zum Nach-folger Spiegels als Erzbischof von Köln wählen ließ. Er drängtealsbald jene milden uud versöhulich gesiuuteu Professoren aus ihrerWirksamkeit, verschärfte den über die gemischten Ehen schwebendenHandel in einer den Frieden des Landes erschütternden Weise undnahm weder auf die Bedürfnisse noch auf die Rechte des StaatesRücksicht. Er brachte es dahiu, daß sich Friedrich Wilhelm III.nicht anders zu helfen wußte, als indem er ihn in Haft nahm(20. November 1837). Darüber erhoben die Ultramontanen einenSchrei der Entrüstung, der nicht nur alles in Bewegung setzte,was an zarter Frömmigkeit im katholischen Volke lebte, sondernsich auch den Gegensatz der Rheinländer und der Münsterländergegen Altpreußeu, sowie den Zorn und Haß gegen die Willkür desPolizeistaates dienstbar machte, der in Tausenden von trotzigenHerzen jeder Konfession aufgespeichert war. Viele, die sich bishermit politischen Gedanken wenig besaßt hatten, wiederholten jetzt mitEiser die bittersten Schlagworte, und viele bisher tolerante Katho-liken hielten sich fortan zur Partei der ultramontanen Fanatiker.Görres namentlich griff in seiner leidenschaftlichen Flugschrift