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Die Bildung der Parteien.
Athanasius zu den gefährlichstell Waffen. Wohl redete er denRheinländern zu, daß sie nicht vergessen sollten, daß sie „mit denendie derzeit das Regiment in ihrem Lande führten, auf dem Grnndederselben Nationalität verbunden seien, angewiesen zu einander zustehen und an gleichem Schicksal teilzunehmen". Aber er behandeltdie Rheinländer doch als ein Volk sür sich, dem die Altpreußenals Fremde gegenüberstehen, die zur Zeit die Gewalt haben imRheinland . „Wehrt mit Beharrlichkeit das Fremde ab (d. h. dasPreußische), was sich feindlich und untergrabend einzudrängen ver-suchen wollte." Die Münsterländcr aber und die anderen Katho-liken „da herum" ruft er auf, sich mit den Brüdern am Rhein im gleichen Streben enge verbunden zu halten, er mahnt sie zugedenken, daß „aus ihrer Mitte die Nonne zu Dülmen mit ihreuam Freitag blutenden Wunden hervorgegangen sei, und sich nichtzn scheuen, die Wuudcrmedaillen zu tragen". So förderte er mitseinem wirksamen Wort das System der Absonderung der Katho-liken von den Protestanten und untergrub damit die Grundlagedes beide Konsessionen umfassenden Staates.
Das Buch leidet an einem peinlichen Widerspruch. Gorres'beste Kraft besteht in einer Bildung und einem Charakter dergeistigen Selbständigkeit, die beide auf dem Bodeu protestautischeuLebens erwachsen sind, und dabei bezeichnet er den Protestantismusals das zerstörende Element, schildert ihn als die Mutter derRevolution. So schürte der Maun, der mit den Arndt undSchleiermacher für Deutschlands Einheit nnd für geistige Freiheitgestritten hatte, den kirchlichen Hader und die Verketzernng, die nochheute in gefährlichster Form fortwuchert. Durch gelegentliche An-erkennung des Protestantismus als der Schwesterkirche wird dasum so weniger verhüllt, als diese Anerkennung ans die sich aneine bestimmte dogmatische Formel bindende nnd damit das Wesendes Protestantismus gefährdende Grnppe der Protestanten be-schränkt wird. Denn der Protestant kann nie vergessen, daß alledogmatischen Formeln unzureichende Versuche sind, mit endlichen Be-griffen das Unendliche zn bezeichnen, und weiter, daß sie Produkteder Zeit sind.
So wichtig aber solche Betrachtungen für das Urteil über