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ihrem Sohn und Nachfolger Josef II. genötigt sah, das Recht desStaates auf die Oberaufsicht über die kirchlichen Einrichtungen zubetonen und den übergroßen Besitz und die mit der Rechtsordnungunverträglichen Privilegien uud Ansprüche des Klerus einzuschränken.Wurden auch viele Verordnungen Josefs II. später wieder beseitigt,der Geist seines kirchenpolitischen Systems, des JosesiniSmus, wnrdevon seinem Nachfolger Leopold II. (1790—92) nnd auch vou KaiserFranz I. (1792—1334) festgehalten. So bigott Kaiser Franz war,in diesem Punkte hielt er die Tradition des 18. Jahrhundertsfest, und das bildete doch immer ein Moment des Widerspruchsgegen den Geist der Restauration, der sonst unter ihm die Politikder Hofburg beherrschte.
Freilich, das freiere geistige Leben, daS sich uamentlich zu-gleich mit der Erhebung des Jahres 1309 regte, wurde bald unter-drückt: aber 1812 konnte doch Theodor Körner noch seinen Zriny inWien zur Aufführung bringen nnd dann als kaiserlicher Theaterdichterangestellt werden, und das litterarische Leben ließ sich auch späteruicht ganz ertöten. Nicht bloß der Salon der Karoline Pichternnd das Wirken GrillparzerS geben Zeugnis davon, noch mehr dasBedürfnis der Österreicher, mit der lebhaft fortschreitenden deutschenLitteratur und deutschen Wissenschaft im Zusammenhang zn bleibe».Was A. Springer von dem entsagungsvollen Dienste erzählt, denein Prager Kleriker der freien Wissenschaft widmete, und der Eifer,mit dem die Grenzboten und verwandte Schriften nach Osterreich eingeschmuggelt und dort gelesen wurden, sind Züge, die eine all-gemeinere Bedeutung haben.
Die übrigen Staateu.
Ähnliche Kämpfe und Vorboten des Zusammenbrnchs des bis-herigen mehr oder weniger absoluten Regiments fanden fich inallen deutschen Staaten, uud unter ihnen nehmen die kirchlichennnd kirchenpvlitischen Konflikte eine hervorragende Stelle ein. DieRegierungen wurden einerseits durch die steigenden Ansprüche derNltramontanen bedrängt und andererseits durch entgegengesetzteStrömungen, uamentlich durch die Bewegung zu Gunsten derDeutschkatholiken, wie man die Katholiken nannte, die fich in der