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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Stahl und die Ultramonwncn,

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es vielleicht, daß Stahl bei der Charakteristik der französischen Legi-timisten ein auffallendes Versehen oder Verschweigen begegnet.

Er bezeichnet den Grafen de Maistre als den Vertreter desfranzösischen Legitimismus, aber er vergißt anzuführen, daß deMaistre als die sichere Gruudlage der fürstlichen Gewalt ihre Unter-ordnung unter den Papst forderte. Das ist um so unverzeihlicher,als de Maistres Gedanken damals in Berlin eine nachdrücklicheVertretung fauden. Im Jahre 185t übersetzte hier einer seinerParteigänger, Engen de Breza, aus den Loirsss äs 8kdint-?stör8l>varAdas Gespräch über den Krieg und widmete es als Flugschrift denOffizieren der preußischen Armee. Und im gleichen Jahre ließ ereine zweite Arbeit folgen:Die Monarchie nach den Ansichten desGrafen Josef de Maistre", die mit dem Gedanken schloß: man gebeihnen l^den Päpsten^ in aufrichtigem Glauben, was ihnen gebührt,seinerseits weiß der Papst, was er der weltlichen Autorität schuldigist." Stahl konnte nicht hindern, daß solche die Grundlagen despreußischen Staates aufhebende Theorien sich unter dem Ge-wände des preußischen Patriotismus vordrängten. Datiert dochde Breza die eine der Schrifteu mit Ostentation:am Geburts-tage Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen von Preußen, Berlin 1851".

Dieser Eiufluß des ultramoutaueu de Maistre in den Kreisender preußischen Reaktionäre war auch ganz natürlich, da die leiden-schaftlichen Gegner alles protestantischen Lebens Haller und K. E.Jarcke vor Stahl die gefeiertsten uud einflußreichsten Autoritätender konservativen Partei Preußens gewesen waren. Jarcke, derBegründer des Politischen Wochenblattes, forderte ähnlich wiede Maistre, daß der Staat der Büttel der katholischen Kirche seinsolle, und Hallers privatrechtliche Auffassung der staatlichen Ordnungwar mit dein preußischen Königtum vollends unvereinbar. DenGegensatz gegen Haller sprach Stahl scharf aus, aber Jarcke ließer mit einer kurzen lobenden Bemerkung des Wochenblatts durch-schlüpfen, obwohl er bei anderer Gelegenheit nachdrücklich hervor-hob, daß die Forderungen des katholischen Kirchenrechts und derdadurch gebuudeneu Partei die Grundlagen des Staates ge-fährdeten. Hallers Ansichten von der Verbindung der Hoheitsrechtemit dem Grundbesitz deckten sich mit den Ansprüchen der Herren