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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Die Heimkehr.

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Der Friede und der Ausbau des Reiches.

Am 1. März hatte die französische Nationalversammlung inBordeaux die Grundzüge der Friedensbedingungen angenommen,im besondern auch die Abtretung von Elsaß und Lothringen unddie Zahlung von fünf Milliarden Franken Kriegsentschädigung,nnd nun konnte das siegreiche Heer an die Heimkehr denken. Eingroßer Teil mußte freilich noch Wochen und Monate lang dieFestungen besetzt halten, bis die vielen Einzelheiten des Friedensver-trags endgültig bestimmt waren, und darüber gab es noch lange undteilweise recht ärgerliche Verhandlungen, bis die Urkunde des Friedensendgültig vereinbart nnd unterzeichnet wurde. Das geschah am10. Mai 1871 in Frankfurt a. Main , im Gasthofe zum Schwauen.Am 7. März hatte der Kaiser Versailles verlassen und am 15. Märzsagte er von Nancy aus seinem Heere Lebewohl.

Soldaten der deutschen Armee, Ich verlasse an dem heutigenTage den Boden Frankreichs, auf welchem dem deutschen Namcuso viel neue kriegerische Ehre erwachsen, auf dem aber auch so vielteueres Blut geflossen ist."

Welche Fülle der Empfindungen wecken die einfachen Worte!Soldaten der deutschen Armee! Es giebt eine deutsche Armee, einHeer des geeinten Deutschlands ! Lang war es her, seit das Wortgesprochen werden konnte, und in diesem Sinne, mit dieser Kraftund Wahrheit hatte es noch nie gesprochen werden können.

Jubelnd empfingen den Kaiser die Vertreter der rheinischenStädte an der Landesgrenze; in Mainz und in Frankfurt a. M.kam es zu großen Huldigungen, und am 17. März trat der Königuuter feine Berliner. Wer vermag den Sturm des Jubels zuschildern, der ihn da empfing! Das Herz des ganzen Volkes schlugihm entgegen: man hatte die schwere Not der Zeit miteinander ge-tragen, einer hatte dem andern vertraut und hatte ihn treu und starkerfunden. Der König stand unter den Männern des Volkes wieunter guten Genossen. Die letzten Schatten des alten Haders unddes alten Mißtrauens waren geschwunden, und geschwuudeu warauch so mancher Flitter, der sich an die Krone hängt und ihrenechten Wert verbirgt. Die städtischen Behörden versuchten dem