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Kaiser und Reich.

letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts stärker in den Nordergrundgetreten, sie gehören noch der Tagespolitik an und nicht der Ge-schichte. Der alte Kaiser und sein Kanzler hatten ihr Auge immernoch auf den alten Gegner Frankreich nnd den durch Neid undRivalität entfremdeten Freund Rußland zu richten, deren gewaltigeLandmacht uns zunächst bedrohte, und aus die Rüstung zu Landewurde deshalb mit Recht die Hauptkrast verwendet. Die Friedens-stärke des Bundesheeres war durch die Artikel 60 und 62 der Ver-fassung des Norddeutschen Bundes bis Ende 1871 aus 1°/„ derBevölkerung von 1867 festgesetzt und der Regierung eine Pausch-summe bewilligt worden, mit der sie ohne Aufstellung eines bis insEinzelne ausgeführten Etats die Kosten zn bestreikn hatte. 1874wurde ein Reichsmilitärgesetz zustande gebracht, das die Grund-lage des Heerweseus auch für die Folgezeit bildete, die Höhe derPräsenz aber und die Zahl der Heeresabteilungen anf sieben Jahrefestlegte. Dieses Septennat, ein Ausgleich zwischen der dauerndenBewilligung (Äternat), welche die Regierung, uud der jährlichen Be-willigung, welche die Linke forderte, wurde 1880 erneut, und dannwieder im März 1887, immer mit einer dem Bevölkerungszuwachsentsprechenden Erhöhung des Präsenzstandes. Das geschah unterheftigem Widerstreben eines Teiles der Liberalen, die darin dieparlamentarische Tradition der sechziger Jahre festhielten, aber da-mit nur bewirkten, daß das Centrum Gelegenheit fand, gegen Zu-stimmung zu der Militärforderung weitere uud für deu Staatimmer schwerere Konzessionen auf kirchenpolitischem Gebiete zu er-langen.

Frankreich und Rußland hatten ihre Heere nach Zahl undAusrüstung so verstärkt, daß Deutschland erheblich znrückblieb.Obgleich die Einwohnerzahl Frankreichs nm ein Viertel kleinerwar als die Deutschlands , war die Zahl der Mannschaften, dieFrankreich im Kriegsfall unter die Waffen rufen konnte, bedeutendgrößer und ebenso die Zahl seiner bespannten Geschütze. Nun brachtedas Jahr 1837 im Jannar und April Verwicklungen mit Frank-reich , wo sich der Abenteurer Boulanger durch den Krieg einenThron zu grüudeu hoffte, uud auch in Rußland drängten einfluß-reiche Kreise zUm Kriege gegen Deutschland . Unter diesen Um-