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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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48 II- Anatomie und Entwickelungsgeschichte.

zeigte die verschiedenen Differenzierungen des Keimes. Dabei konnteer schon zeigen, daß sich die Keimblätter zur Bildung des Nerven-und Darmrohres umstülpen; daß das sich in Gehirn und Rücken-mark differenzierende Nervenrohr die Sinnesorgane als Aus-stülpungen, das in Mundhöhle, Mnnddarm, Mitteldarm und Enddarmwachsende Darmrohr die Lungen, die Leber, die Allantois als Aus-stülpungen hervorbringt. Er betonte schon den Unterschied in derEntwickelung der höheren und niederen Wirbeltiere. Es ist nahe-liegend, daß diese Lehren, deren Richtigkeit zum großen Teile allespäteren Forschungen nicht umstoßen konnten, auf einen fruchtbarenBoden fielen und den: Entdecker Ruhn: und Anerkennung ein-brachten. Der Begründer der Embryologie machte sich aber auchanderwärts verdient, er hatte große Reisen unternommen undinteressierte sich sür anthropologische Fragen, weshalb auch aufseiue Veranlassung in Göttingen die deutsche anthropologischeGesells-chaft gegründet Ivnrde; außerdem gründete er mitWrangelund Lütke die Kaiser!, russische geographische Gesellschaftund urgierte die Herausgabe derBeiträge zur Kenntnis desrussischen Reiches".

Wir haben bisher nur derjenigen Anatomen gedenken können,welche in allererster Linie stehen, und müssen noch eine Reihe vonForschern in ihren Bestrebungen schildern, welche ebenfalls an demAusbau dieser für die gesamte Medizin so überaus wichtigen Dis-ziplin thätig waren. Es ist kein Mangel an Anatomen uud wirköunen nur mit Bewunderung der Arbeitsleistung gedenken, welchedas vergangene Jahrhundert auf diesem Felde zu verzeichnen hat.Im Anschluß an die kurzen biographischen Notizen soll alles daszusammengefaßt werden, was als Fortschritt anzusehen ist. Wohleiner der fruchtbarsten anatomischen Schriftsteller war LeopoldWenzel Gruber (18141890), er hat über 500 Arbeiten hinter-lassen, die sich sowohl mit der normalen als auch mit der patho-logischen Anatomie befassen und Barietüteu und Monstrositätenin den Kreis der Betrachtung ziehen. Gruber hatte uuter dengrößten Schwierigkeiten zn kämpfen, bis es ihm gelang, in Peters-burg Anerkennung zu finden. Er legte den Grund zu einemanatomischen Museum und trat für die Errichtung eines anatomisch-