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II. Anatomie und Entwickelungsgeschichte.
gedeutet wurde. Die Lebeuserscheinnngen der Zelle studierte alseiuer der Ersten Koelliker, welcher bei Planariaembryonen Be-wegungen der Zellen nachwies; Pnrkinje entdeckte die Flimmer-bewegung, Recklinghauseu die Wanderbewegung, die von Cohu-heim als normaler Vorgang bei den Entzündungen, bei denenweiße Blutkörperchen dnrch die Gesäße austreten, aufgefaßt wurde.Häckel und Recklinghaufen eudlich machten darauf aufmerksam,daß die Zelleu fremde Körper in sich aufnehmen und verändernkönnen. In der Gewebelehre sind vor allem die Forschungen aufdem Gebiete des Nervengewebes zu erwähnen; Remak unterschiedzuerst die Achsencylinder und die marklosen Nervenfasern, Deitersgab die Verschiedenheit der Achsencylinderfortsätze uud der Proto-plasmafvrtsätze an, Hekmholtz und Nemak sahen die Verbindungder Ganglienzellen mit deu Nervenfasern. — Gegenbaur entdecktedie Osteoblasten und Koelliker die Osteoklasten. Hierher gehörennoch die Wertvolleu Arbeiten von E. Neumann über die Regene-ratioit vou Muskeln, Nerven nnd Knochen. —
Eine sast inir aus detitschen Arbeiten aufgebaute Disciplin istdie Embryologie. Die Lehre beginnt mit der Entdeckung desKeimbläschens durch Purkinje (1825); dem 1827 E. v. Baer mit dem Säugetierei und 1836 N. Wagner mit dem Keimfleckfolgte. Die Kenntnis des menschlichen Fötus wurde besondersdurch Kaspar Friedrich Wolff gefördert, der als der Begründerder modernen Embryologie angesehen wird. Geboren 1733 zuBerlin , beschäftigte er sich, nachdem er am siebenjährigen Kriegbeteiligt war, mit wissenschaftlichen Studien über die Entwickelungs-geschichte und gab schon 1764 seine „Theorie von der Gene-ration" heraus. Nachdem ihm in seinem Vaterlande die An-erkennung, die er erwarten durfte, nicht zu teil wurde, siedelte ernach St. Petersburg über, wo er seine Untersuchungen fortsetzte,großer Ehreu teithastig wurde uud 1794 ftarb. In Petersburg gab er feine epochemachende Arbeit über den Darmkanal desHühnchens herans, die erst 1812 von Meckel ins Deutsche über-tragen wurde. Die deutsche Gelehrtenwelt stand damals unter demBanne der Hallerscheu Lehreu und deshalb gelang es Wolfs nicht, seinen Entdeckungen Anerkennung zu verschaffen, die freilich