Experimentelle Embryologie.
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zum Vorschein kommen; aber kaum war eine gewisse Verständigungersolgt, als schon wieder ein nener Streit begann, der schließlichauf das Alte hinauskommt. His denkt sich im Ei den Embryoräumlich präformiert, aber uicht nach der Ansicht der alten Evo-lutionisten, welche an fertige, aber nur verkleinerte Organe dachten,sondern er nimmt an, das; an bestimmten Teilen der KeimscheibcMaterialteilchen gegeben sind, welche sich später ganz regelmäßigzu bestimmten Organen umformen.
Die Experimente, welche Pflüger mit Froscheiern anstellte,ergaben den Schluß, daß der Eiinhalt nicht so organisiert ist, das;aus einer bestimmten Portion desselben ein bestimmtes Organ hervor-gehen muß. Er nennt diese Thatsache die Isotropie des Eies. Hatteso die Präformativnslehre einen Stoß erhalten, so wurde sie wiederdnrch die Untersuchungen von Ronx gestärkt, der seine neue Lehrein dem Satz zusammenfaßte: „Der Entwickelungsprozeß ist nicht alseine Folge der Zusammenwirkung aller Teile oder auch nur allerKernteile des Eies zu betrachten, sondern es tritt an die Stelle diffe-renzierender Wechselwirkungen aufeinander die Selbstdifserenziernngder ersten Furchuugszelleu und des Komplexes ihrer Derivate zueinem bestimmten Stück des Embryo. Jede der beiden erstenFurchungskugeln enthält sowohl das Bilduugsmaterial zu eiuem ent-sprechenden Stück des Embryo als auch die differenzierenden undgestaltenden Kräfte." Also hie Präsormation, hie Epigenesis! ^.ällueLv.d ^uäioe lis ist! Wollten wir noch weiter in diese verwickelten.Lehren Einblick zn gewinnen suchen, so würde der mir gestatteteRaum weit überschritten werden müssen, hier mag nur die That-sache betont sein, daß trotz der fleißigen und erfolgreichen Arbeitender gelehrtesten Männer die Frage nach den Gesetzen der Zeugunguud embryonalen Entwickelung nicht gelöst ist uud noch manch'einer wird sich den Kops einrennen, wie das im verflossenen Jahr-hundert oftmals der Fall war, bis größere Klarheit gewonnen wird,wenn wir nicht gerade hier vor dem „iAnoradiinnZ^ stehen. Dieallgemeinen Fragen der Entwickelungsgeschichte zu besprechen, gehörtnicht in ein referierendes Buch, weil dessen Grenzen zu eng gesteckt sind.
An Zeitschriften, welche die anatomischen Forschungen sammelu,ist kein Mangel. Die älteste ist das von Reil gegründete „Archiv