84 III- Pathologische Anatomie.
400 erhöhte. Er hinterließ „Aphorismen aus der patho-logischen Anatomie", ein Buch, das von Rokitansky sowohl,wie von Virchow als mustergültig anerkannt wurde. Von sich selbstsagt er, daß er mit seinem 36. Lebensjahr schon mehrere tausendLeichen obduziert hatte; ihm gelang es, die pathologischen Ver-änderungen in einen logischen Zusammenhang zu bringen und dieEntstehung der Neubildungen von einem wissenschaftlichen Standpunktaus zu betrachten. Trotz seiner durch das gewaltige Material er-klärlichen großen Technik wird er als pathologischer Anatom vondem großen Schotten Matthew Baillie übertroffen (1761—1823).Als ein Neffe William Hnnters erbte dieser dessen anatomischesTheater und kam auf dein Wege der Anatomie zur Pathologie,in der er sich als ein nüchterner, scharfer Beobachter bewährte.,1ns ruordiä liuman anatom^" ist ein Buch, das trotz seinesgeringen Umfanges auf allen Seiten Anregung und Belehrungbietet. Er beschreibt die Verkalkungen der Darmschleimhaut unddie chronische iuterstitielle Leberentzündung, für welch' beide Ver-änderungen er in richtiger Weise den Alkoholmißbrauch verantwortlichmacht; unter anderem ist ihm der Echinokokkus als durch Tiereveranlaßt wahrscheinlich, kurzum, aus allen seinen Veröffentlichungenund Beobachtungen geht zweifellos hervor, daß er mit großemVerständnis die Krankheitsveränderuugen des Körpers studierte.Auf der Höhe seines Lebens gab er seine wissenschaftliche Karriereauf und wandte sich der einträglichen Praxis zu, in welcher ergroße Erfolge verzeichnen konnte.
Der erste Professor für pathologische Anatomie in Wien warder Nachfolger Vetters, Johann Wagner (1800^-1833). Er er-öffnete als der Erste den Wirbelkanal von vorne und galt als vor-züglicher Techniker. Sein Schüler Rokitansky , der den Lehrerin den Schatten stellte, verdankt ihm diesen Teil seiner Befähigung.Wir haben dieses hervorragenden Pathologen bei der Schilderungder Wiener Schule noch eingehend zu gedenken. Von mancherSeite wird Wagner wenig Bedeutung zugeschrieben und er nur alsein fleißiger Arbeiter und Sammler gerühmt, aber es scheint, daßer deshalb in der Wissenschaft nicht mehr zur Geltung kmn, weiler immer kränklich war und iu eiuem Lebensalter starb, in welchem