Pathologen der alten Schule.
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sich manch einer noch nicht die Sporen verdient hat. — DenVetterschen Aphorismen schließt sich das „Handbuch der patho-logischen Anatomie" von Friedrich Gotthilf Voigtel an (1770—1813), der als praktischer Arzt in Eisleben thätig war und diezu seiner Zeit vorhandenen pathologisch-anatomischen Werke ingeschickter Weise excerpierte, so daß man aus ihnen den damaligenStandpunkt dieser Disciplin leicht rekonstruieren kann. Das Bucherweckte auch das Interesse von I. F. Meckel, dessen teratologischeSammlung es beschreibt. Meckel selbst gab ein „Handbuch derPathologischen Anatomie" heraus, sowie „labulas ava-t>oinioo-xg,tko1oAioas", welche beiden Werke zwar durch eineausgezeichnete Unordnung des Stoffes sich auszeichnen, aber denMißbildungen zn viel Raum gewähren, wie überhaupt zu dieserZeit den Monstrositäten großer Wert beigemesseu wurde. Diesbeweisen die Arbeiten von F. Tiedemann und besonders dasgroße Werk vou Adolf W. Otto (1786—1845): „Nonstrorumsöxesutorum ässorixtio anatoinioa". Letzterer hat auch einHandbnch und ein Lehrbuch der pathologischen Anatomie geschrieben.Alle seine Werke zeichnen sich durch gute Beschreibung der gefundenenVeränderungen aus, aber es fehlt die Relation znr praktischenMedizin, welche erst die Pathologie in ihrem Werte hebt. Auchdie mikroskopische Forschung vernachlässigte er. Trotzdem gilt er,der große Reisen gemacht uud unter Cuvier vergleichende Anatomiestudiert hatte, zu deu bedentendsteu Vertretern seines Faches. JohannFriedrich Lobstein (1777—1835) vertrat die pathologische Anatomiein Straßburg ; er gab „?rg,ite ä'^ng-torniö pg.tlio1c>Ai<^ue"Heralis, ein Werk, das geschichtlich von großer Bedeutung ist. SeineForderung, daß der Arzt untersuchen sollte, welchen Einfluß dieErkrankung des einzelnen Teiles auf den Gesamtorgauismus hat,daß also die Pathologie mit der internen Medizin Hand in Handgehen müsse, stimmt mit der Ansicht Bichats überein. Die NeigungLobsteins zu Vitaliftischen Hypothese» schadet seinen Werken,ebenso wie der Umstand, daß er der Mikroskopie wenig Vertrauenentgegenbringt. —
Die Entzündungslehre wurde sehr gefördert von GeorgKaltenbrunner (1803—1833), welcher als Schüler Dvllingers