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HI. Pathologische Anatomie.
dieselbe nicht hätte groß werden können, so besteht keine Gefahr,daß die jüngere Disciplin dnrch ihr Vorwärtsschreiten die Be-deutung ihrer Mutterwissenschast dauernd schwächen könnte. Vir-chow fühlt dies deutlich heraus, wie mau au vielen Stellen seinerWerke uud Veröffentlichungen der letzten Jahre klar sieht, und seinerwarnenden Stimme gelingt es Wohl, allzu große Fehler zu ver-hüten: Das mag ihm aber ein Trost sein, daß durch ihn die patho-logische Auatomie so auf die Höhe gestellt wurde, daß sie einerWeiterentwickelnng zur Zeit nicht sähig ist, es muß also noch einGrößerer kommen, als es Virchow ist und unter den Lebendender Größte zu sein, mag auch für einen Virchow ein tröstlichesBewußtsein in sich bergen, selbst wenn er fühlt, daß er seine eigeneGröße nicht mehr übertreffen kann.
Bei einem Manne von der universalen Bedeutung Virchows,der uoch heute trotz seiner 80 Jahre mitten in der Wissenschaftsteht nnd sein ganzes, langes Leben lang fortwährend gearbeitethat, ist es schwer, alles das auszuführen und zu würdigeu, was ergeleistet hat. Nicht allein als pathologischer Auatom glänzt er,er hat weitgehende Interessen in alle Wissensgebiete hinein; daßer politisch äußerst rührig war, haben wir schon erwähnt. WaSer für die Anatomie, Zoologie uud Entwickelungsgeschichte gethanhat, konnte Wald eher würdigen, dazu kommen seine Verdienste umdie öffentliche Hygieine und Seuchenlehre und um die Gesundheits-verhältnisse der Stadt Berlin , seine Studien als Ethnolog undAnthropolog, seine umfassende Thätigkeit im ärztlichen Vereins-wesen, sowohl nach der wissenschaftlichen als nach der socialenSeite. Es ist hier nicht der Platz und würde auch viel zu weitführen, wenn wir im Einzelnen alles anführen wollten, wasVirchow entdeckt uud verbessert hat, dazu gehört ein rein medi-zinisches Auditorium, dem man nur laugst Gekauutes wiederholenwürde. Draußen im Leben ist Virchow genug bekannt geworden,so daß die über ihn gegebenen Data genügen, seine Lebensarbeitzu beleuchten. —
Nicht nur von selten der Bakteriologie drohte der Cellular-pathvlvgie eine Gegnerschaft, auch andere Einwände wurden gegensie vorgebracht; so erinnerten die Gegner daran, daß nervöse