Krebslehre,
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zu Neubildungen Anlaß geben konnten, wie die in der Niere ein-geschlossenen Nebennierenkeime der Ausgangspunkt vou Geschwülstenwerden können, aber damit war doch nur eiu Teil der Neubildungenerklärt.
Was nuu die Ursachen der Geschwulstbildung anbetrifft, sohat Virchow gezeigt, daß weder primäre Dyskrasie uoch Nerven-eiufluß die Entwickelung bedingt, sondern daß dies nur örtlicheStörungen sind; dieselben können erblich sein oder durch lokaleSchädlichkeiten entstehen. Ans diesem Grunde entwickeln sichviele Neubildungen an den Lippen und an den Mündnngs-ründern des VerdauuugsaPParates, überhaupt da, wo eutwederhäufig äußere, wenn auch geringe Gewalten wirken, oder wo dasVolumen sich plötzlich ändert, wie es beim Übergang der Speise-röhre in den Magen, des Magens in den Darm der Fall ist.Diese alte Birchowsche Lehre, die sich mit den Erfahrungen derPraxis deckt, konnte durch die späteren Untersuchungen, auch durchdie Cohnheimschen Hypothesen, nicht umgestoßen werden. Überdas Wachstum äußerte sich Virchow, daß es ein doppeltes ist:es erfolgt central und peripher. Beim centralen Wachstum ver-mehren sich dnrch Teilung die Zellen der Geschwulst selbst, währendbei dem peripheren Wachstum durch einen von den Geschwnlst-zellen ausgehenden Saft die Nachbarzellen zur Produktion vonGewebselementen angeregt werden, welche den Geschwnlstzellengleichen. Die bekannte Thatsache, daß sich an Stellen, welchevom ursprünglichen Herd weit entfernt sind, neue Geschwülstebilden (Metastasen), erklärt Virchow durch einen von der Ge-schwulst gebildeten Saft, welcher iu die Blutbahn aufgenommenwird; Gussenbaner dagegen nimmt an, daß sich in den bös-artigen Nenbilduugeu Körnchen bilden, welche in den Lymphstrvmgelangen nnd an irgend einer Stelle sich niederlassen, um dortihre destruktive Thätigkeit zu entfalten. Aber beide Theorien, so-wohl die Safttheorie von Virchow, als die Körnchentheorie vonGussenbauer werdeu dadurch umgestoßen, daß sich am Knorpel,wohin Saft und Körnchen, aber keine ganzen Zellen gelangenkönnen, keine Metastasen bilden.
Man hat jetzt Anhaltspunkte genug, um sowohl aus dem