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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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IV. Physiologie.

Verdienst Erbs, darauf hingewiesen zn haben, daß die schon vonRemak beschriebene Entartungsreaktion ans eine anatomischeDegeneration der Muskelsubstanz schließen läßt (amyotrophische Ver-änderungen).

Wir können hier nicht das Instrumentarium der Elektro-therapeuten beschreiben und die vielen Verbesserungen, die geradeauf diesem Gebiete in den letzten 25 Jahren gemacht worden sind,schildern, weil dies Sache der Physik ist, daher müssen wir unsdarauf beschränken, der Anwendung der Elektricität nachzugehen.C. W. Müller präcisierte die Größe der Elektroden, biegsame,rechteckige Platten führten Erb und Ziemßen ein, die Massier-rolle wird Stein zugeschrieben, außerdem wurde eine Reihe vonInstrumenten erfunden, um die einzelnen Körperhöhlen elektrisierenzu können. Die sogenannte labile Behandlungsmethode, bei welchermit dem stärker erregenden Pol, also mit der Kathode, der leidendeKörperteil energisch und rasch gestrichen wird, hat schon Remakangewendet. Die ersrischende Wirkung des stabilen Stromes be-schränkt sich auf die Kathode, welche auch dann gebraucht wird,wenn man Lähmungen zu bessern beabsichtigt. Es kommt alsoder Kathode nicht nur eine stimulierende, sondern anch eine anti-paralytische Wirkung zu. Im Gegensatz dazu hat die Anode eineschmerzstillende Wirkung, besonders dann, wenn man durch lang-sames Ein- und Ausschleichen des Stromes vermittelst des Rheo-ftaten jeden Reiz vermeidet. Auch hierin hat Remak frühzeitigdie Wahrheit erkannt, wie er auch deu Wert der Anode zur Ver-minderung von Krämpfen betonte. Mendel benutzte die Auodebei Tetauus uud Erb dieselbe bei Tetauie. Man hat sich langedarüber gestritten, ob man seine therapeutischen Maßnahmen nachder Stromrichtung oder nach der polaren Methode treffen soll, undist schließlich dazu gekommen, der letzteren den Vorzug zu gebeu.

Geheu wir auf die katalytischen Wirkungen des galvanischenStromes über, so können wir dieselben nach dem Vorgange vonRemak als elektrolytische, physikalische und vasomotorische an-sprechen. ES ist allgemein bekannt, daß sich nach längerer Ein-wirkung des koustauteu Stromes aus die Haut an der Kathodealkalische, au der Anode saure Reaktion zeigt, mithin kann man