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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Elektrophysiologie,

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von einer wenn auch geringen chemischen oder elektrolytischenWirkung sprechen. Physikalisch wirkt der Strom insoferne, als erdnrch poröse Scheidewände Flüssigkeiten von der Anode zur Kathodefährt; vou weit größerer Bedeutung ist aber der Einfluß aus dieBlut- und Lymphgefäße; mit Hilfe des galvanischen Stromes (denbeiden Polen wird nur eine quantitativ verschiedene Wirkung zu-geschrieben) kann man die Blnt- und Lymphgefäße eines bestimmtenKörperteiles erweitern und auf diese Weise vorhandene Exsudatezur Aufsaugung bringen; fo hat Remak Musengeschwülste zurZerteilung gebracht uud mit anderen Forschern zusammen denheilsamen Einfluß aus den Kröpf gerühmt; harte, schmerzhasteNarben und Steifigkeiten der Gelenke nach Schuß, Verletzungenbehandelten M. Meyer und Cheron galvanisch, sogar Glaskörper-und Linsentrübungen wurden in den Kreis der Behandlung gezogen(Boucheron, Nefftel). Besserung rheumatischer Lähmuugeu unddie Schmerzbeseitigung bei der desormierenden Gicht siud durchE. Remak und R. Remak n. a. beschrieben worden.

Die glänzendsten Heilerfolge bei der Perineuritis und Neuritis,die gleichfalls Remak schon kannte, sind von Leyden, Erb, Alt-haus bestätigt worden; namentlich gelingt es dnrch eine stabileAnodenbehandlung die schmerzhaften Anschwellungen der Nerven-scheiden zum Schwinden zu bringen. Es giebt überhaupt keineanatomische oder funktionelle Nervenkrankheit, angefangen von derNeuralgie bis zu den schweren Rückenmarksleideu uud zur Epilepsie,die der moderne Elektrotherapent nicht als zu seiner Domänegehörend betrachtet; Benedikt, Erb, Beard, Seeligmüller,C. W. Müller, M. Meyer, Westphal und Ziemßen leuchtenunter der Menge von Forschern hervor, die sich um die Elektro-therapie verdient gemacht haben. Die Galvanisation amHalse (Georg Fischer) hat die auf unsicherem Boden stehendeGalvanisation des Sympathikus abgelöst, weil die Untersuchungenergeben haben, daß eine reiue Sympathiknsbeeinflussuug nicht gutmöglich ist. Welchen Pol man im betreffenden Fall zn wählenhat, ist noch nicht zur Genüge geklärt. Im Gebiete der eentralenGalvanisation des Rückenmarkes ist die Arbeit von Löwenfeldvon Interesse, der den Füllungsgrad der Piaggefäsze am eröffneten