Print 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Place and Date of Creation
Page
116
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

116

IV. Physiologie.

schienen? Preisschrift von Heinrich Friedrich Link (17671851)ist der Natur der Dinge wesentlich besser auf den Grund gegangen.Mehr Anerkennung hat Rudvlphi bei den Zoologen gefunden.Schon 1793 und 1795 schrieb er wichtige Arbeiten über die Ein-geweidewürmer, später gab er sich mehr dem Studium der Wirbel-tiere hin und veranlaßte seine Schiller, im gleichen Sinne thätigzusein; auch Johannes Müller behauptet, daß er seine Vorliebefür anatomisches Forschen Nudolphi zu verdanken habe. In seinenBeiträgen zur Anthropologie und allgemeinen Natnrgeschichte teilteer das Tierreich nach dem Nervensystem ein und unterscheidetTiere mit freien Nerven (Phaneroneura) und solche, deren Nerven-system in dem sonst homogen erscheinenden Körper enthalten ist(Kryptoneura). Die Phaneroueura zerfallen wieder in Diploneuraoder Tiere mit Gehirn, Rückenmark und Ganglieusystem uud Haplo-neura, die bloß ein Gangliensystem besitzen. Die Kenntnisder Würmer förderte Rudvlphi wesentlich durch Auffindung ueuerArten und durch eiu neues System, bei welchem er eine spezielleGruppe der Blasenwürmer schuf.

In dem 6 Bände starken Werke (Die Physiologie alsErfahrungswissenschaft, 18321840) gab Karl FriedrichBurdach (17761847) ein Handbuch der Physiologie. Es gelangihm, die ersten Physiologen seiner Zeit als Mitarbeiter zu gewinnen,aber das Werk wurde nicht vollendet. Von Wert ist auch seiuVortrag überPsychologie als Naturwissenschaft" (1828), inwelchem er empfahl, die Seelenäußerungen der einzelnen Lebewesendurch Vergleichung näher zu studieren. Der naturphilosophischenRichtung, die viele seiner Zeitgenossen erfaßt hatte, blieb auch eruicht verschlossen, und so fehlt seinen Forschungen der nüchterne,streng abwägende Geist späterer Physiologen, die der Schnle JohanuesMüllers entstammten. Einer der ersten, welche sich in Deutschland bei histologischen Arbeiten des Mikroskops bedienten, war GottfriedReinhold Treviranus (17761837), der von mancher Seite alsder Gründer der modernen Histologie angesehen wird. Als Zoologebeschäftigte er sich hauptsächlich mit wirbellosen Tieren, namentlichmit Insekten und Mollusken, war aber auch iu den übrigenZweigen der Zoologie nicht unthätig. Sein Bruder Ludolf Christian