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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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V. Bakteriologie.

faches Mikroskop gefundenen Würmern, jdie er im faulen Fleisch,in der Milch, im Käse, im Essig konstatierte. Er erwartete, auchim Blute uud Eiter der au Bubonenpest Erkrankten seine Würmerzu finden, und sah iu den Blut- und Eiter-Körperchen solche, denener die Entstehung der Pest Anschrieb. Die damalige Entdeckungrief allgemeines Aufsehen wach, aber erst Nntony v. Leeuweuhoekin Delft (16321723) konstruierte sich selbst bessere Mikroskope,mit denen er ganz staunenswerte Entdeckungen machte. 1675 saher zum ersten Male in verschiedenen Flüssigkeiten die sogenanntenInfusionstierchen, später die Samentierchen. Die Zeichnungen, dieer von den beobachteten Tierchen anfertigte, und seine Beschreibungender Bewegungen derselben lassen keinen Zweifel übrig, daß er mitscharfem Blicke das gesehen hatte, was wir heutzutage unter demNamen Bakterien zusammenfassen. Rasch wurde in aller Welt be-kannt, was Leeuweuhoek geseheu hatte, es wurde von Befugteuund Unbefugten nachgeprüft, und um das Jahr 1720 herum suchtemau, wie das ja später auch wieder eingetreten ist, alle Krank-heiten auf den Einfluß dieserWürmer" zurückzuführeu, so daßschon 1726 die Richtung durch ein satyrisch gehaltenes Buch auden Pranger ^gestellt werden mußte. Iu späterer Zeit wollte be-sonders Marcus Antonius Plenciz (17051786) das Wesendes OonlÄZium ammatum erklären, er konnte aber nicht dnrch-dringen, uud noch im Jahre 1820 schrieb Ozauam in seiner Ge-schichte der ansteckenden Krankheiten, daß er mit den abgeschmacktenHypothesen der tierischen Ansteckungsstofse keine Zeit verlieren wolle.Der Erste, welcher die bei der Leichtigkeit der Untersuchung vonzahlreichen Forschern studierten niederen Lebewesen systematisch zu-sammenstellte und nach Linus ordnete, war der Däne OttoFriedrich Müller , dessen ForschuugSresultate uach seinem Todevon O. Fabrieius (1788) herausgegeben wurden. Ihn kannman mit seinem abschließenden Buche über die Infusionstierchenals den Vater der Bakteriologie bezeichnen. Franz Schrank suchtellnterscheidnngsmerkmale in der Bewegung und sprach von trägenund lebhaften-, unter den trägen nennt er den Vibrio daoillus,unter den lebhaften die Essigätchen und die Wasserschlängelchen.Bory de St. Biueeut hatte das Gefühl, daß man die