Ansänge der Bakteriologie.
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niedersten Formen getrennt beschreiben müsse und gab ihnen denNamen Vibrioniden (1824); der gleiche Gedanke veranlaßtev. Baer (1827), den Gattungsnamen Lineola aufzustellen. Mitden Ergebuisseu der mikrvstopischeu Forschung war auch wieder deralte Kampf um die Urzeugung entbrannt. Joblot hielt dieniederen Lebewesen für außerordentlich kleine Tierchen, die in derLuft Hertimfliegen und so in die Flüssigkeiten hineingelangen, Need-ham glaubte, daß sie von den Pflanzen selbst produziert werdeu.Priestley, Buffou, Jngenhouß schlössen sich dieser Hypothesean, mir zwei Forscher: Bonnet und Spallanzani ließen sichnicht überzeugen. Bonnet bekämpfte die Lehre, daß in Flüssig-keiten, die gut gekocht und luftdicht abgeschlossn wareu, sich Or-ganismen entwickeln können, und Spallanzani bewies, daß nurdie äußere Luft die Entwickluug verursacht, daß also die Keimeder niederen Lrganismen in derselben enthalten sind, daß sie dnrchKochen zerstört und durch luftdichten Abschluß sern gehalten werdenkönnen. Erst 1836 wurde der Streit in endgültiger Weise durcheinen geistreichen Versuch von Franz Schulze entschieden. Erbrachte in eine Glasflasche distilliertes Wasser nnd verschiedenetierische Bestandteile, sterilisierte dann dadurch, daß er die Flüssig-keit auf 100° (ü. erhitzte, uud ließ dann den Inhalt der Flaschevon gewöhnlicher Luft bestreicheu, die er aber vorher durch konzen-trierte Schwefelsäure hatte gehen lassen. Da in derselben alleKeime zerstört wareu, so bildeteu sich in der Flüssigkeit keine Keime,mithin war die Urzeugung als hinfällig erkannt.
Nun folgen eine Reihe von Versuchen, welche rasch weitereKlarheit briugeu sollten. Schwanu erhitzte die zugeleitete Luft(1837), v. Dusch filtrierte sie gewissermaßen, indem er sie durcheine dicke Schicht Baumwolle streichen ließ (1854), H. Hoffmann(1860) uud Pastenr zeigten, daß die Keime dem Gesetze derSchwere folgeu und sich an der Krümmung eines gebogenenGlasrohres ablagern. Schließlich sand man, daß Blut undMilch sich unbeschränkte Zeit keimfrei halten, weitn man sie insterilisierten Gefäßen auffängt und hermetisch abschließt, aberman entdeckte auch, daß es gewisse Danersormen von Sporengiebt, welche einer Hitzewirkung von 100° und darüber lange