Pettenkoser.
189
1890 Präsident der Akademie der Wissenschaften und stthrte von189S ab den Titel: Excellenz, er, der bescheidene Mann. Ein Amtum das andere legte er mit zunehmendem Alter nieder, nur schließ-lich den ganzen Sommer auf seinem Landsitz am Starnberger See zu verbringen. Eine Melancholie, deren Spuren sich schon imkräftigsten Mannesalter gezeigt hatten, verdüsterte seinen Lebens-abend uud zwang ihn, am 10. Februar 1901 freiwillig aus demLeben zu scheiden. Was er für die Wissenschaft gethan, bleibt un-vergessen für alle Zeiten, ebenso wie der Zauber seiner Persönlich-keit, der ihm so viele Freunde geschaffen hat, ihm über das Grabhinans ein herzliches Angedenken sichert. An seiner Bahre verstummteder Kampf, der geführt wurde, so lange er arbeitete. Die Zukunftmuß lehren, wie weit seine Anschauungen, deren meiste die Thatsachen bekräftigt haben, Gemeingut der von ihm geschaffenen Hygieine bleiben.
Wenn wir Pettenkoser den Vater der Hygieine nennen,so müssen wir dieses Prädikat auf Deutschland einschränken uuddürsen nicht vergessen, daß der erste Anstoß, sich mit gesundheit-lichen Frageu im großeu Stile zu beschäftigen, von England aus-gegangen ist. Dortselbst zwang das rasche Anwachsen der Städtegebieterisch, dem Umsichgreifen von ansteckenden Krankheiten ent-gegenzuarbeiten und dem Einzelnen das ihm nötige Maß von Lustund Licht, von Wasser nud Nahrung zu verschaffen, wollte manwirtschaftliche Katastrophen vermeiden. Man stellte dortselbst zuerstErhebungen über die Sterblichkeitsziffern in den Städten uud aufdem Lande auf, baute gute Kanäle, sorgte für reichliches Wasser,verbesserte die Wohnnngsverhältuifse und erkannte an der Handder Statistik, daß durch diese Maßnahmen die Morbiditäts- undMortalitätsziffern heruntergingen. Schon im Jahre 1842 wurdenin England kgl. UntersuchuugSkvmmissiouen eingesetzt, welche nichtnur die Hygieine in den Fabriken zu beaufsichtigen hatten, sondernsich auch mit den Wohnungsverhältnissen der Arbeiter, sowie mitden Verunreinigungen des Bodens :c. abzugeben hatten. Da dieseKommissionen staatliche Institute wareu, so hatten sie einen großenEinfluß, der uoch wuchs, als im Jahre 1848 die ständigen Staats-gesnndheitsämter gegründet wnrden (local izoarä c>k llealtn), diewieder von einem Centralbureau aus geleitet werden.