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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Kleidung,

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stillen Keller wohl noch viel Chemie getrieben wird, die der Hygiei-niker am liebsten staatlich beleuchtet sähe.

Pettenkofer hat oft behauptet, daß sich der Mensch durchseiue Kleidung eine Privatklima verschafft, von dem seine Ge-sundheit zum Teil abhäugig ist. Es ist daher nicht zu verwundern,daß die Hygieine gerade der rationellen Kleidung ein Hauptaugen-merk geschenkt hat. Noch mehr wie die Wohnuug soll die Kleidungdie äußeren Schädlichkeiten von uns abhalten, soll uns gegen Kälteund Hitze, gegen Wind und Nässe, gegen grelles Sonnenlichtschützen, sie soll endlich den Körper in keiner Weise belästigen unddauerhast sein. Da die Kleider durch die iu ihnen enthaltene Luftschlechte Wärmeleiter sind, so sind sie dazu geeignet, die Differenzenzwischen der uns umgebeudeu Luftschicht und der Körperwärme soauszugleichen, daß der Körper keinen Schaden erleidet. Kriegerhat experimentell festgestellt, daß Wolle, Leder, Baumwolle,Leinwand und Seide bezüglich des Ausstrahluugsvermvgens sürdunkle Wärme sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden, auchdie verschiedenen Farben haben darauf keinen Einfluß; die leuch-tende Wärme wird ohne Rücksicht auf die Zusammensetzung desStosses ziemlich gleichmäßig wirkeu, uur für die Farbe bestehenbei der letzteren bedeutende Unterschiede. Die Verhältniszahlenbetragen für Weiß 100, fast ebensoviel für Hellgelb, 140 fürDunkelblau, 170 für Dunkelgrün, 200 für Hellblau, 208 fürSchwarz.Der Grad der Hemmung des Wärmeverlustes durchStrahlung eines Kleidungsstoffes wird bedingt durch die Wärme-leitungssühigkeit des letzteren. Je schlechter die Stoffe die Wärmeleiten, desto weniger kann auch von letzteren wieder von der Ober-fläche der Stoffe abfließen." Darüber geben die Versuche vonKrieger Ausschluß, welcher Blechcylinder, die mit warmem Wasserangefüllt waren, mit den verschiedensten Stoffen bekleidete nnd aneinem im Zylinder steckenden Thermometer ablas, wie rasch undum wie viel sich das Wasser abkühlte. Es hat sich dabei heraus-gestellt, daß doppelte Lagen des betreffenden Stoffes den Wärme-verlust geringer gestalten als einfache; darauf beruht auch dieErfahrungsthatfache, daß die Eigenwärme des Körpers im Winterbesser erhalten bleibt, wenn wir ihn mit mehreren Lagen lustiger