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VI. Hygieine.
(Untersuchung mit dem Polarisationsapparat), Kubicki undEnders (sremde Bitterstoffe) haben sich auf diesem Gebiete her-vorgethan.
Wohl kein Genußmittel wird mehr verfälscht als der Wein.Man kann die künstlichen Verbesserungen des Weines (wie dasChaptalisieren, Petiotisieren und Gallisieren) mit Flügge vomhygieinischen Standpunkte aus noch für vorteilhaft ansehen, obwohljede Verfälschung eines von der Natur gebotenen Genußmittelsdem allgemeinen Gefühle widerspricht, aber auch bei dieser Konni-venz finden sich Verfälschungen im größten Maßstabe, so daß inmanchen Kellern, die nie echtes Traubenblut gesehen haben, Weinealler Jahrgänge und Lagen, je nach Wunsch, fabriziert werden.Es ist deshalb nur zu begrüßen, daß man diesen Pfuschern durchstrenge Gesetze das Handwerk zu legen begonnen hat. Zusatz vonKartoffelzucker deckt der Polarisativnsapparat auf. Müller empfahldie mikroskopische Untersuchung des Weiufermentes, um Kunstweinvon Naturwein unterscheiden zu können; so kommt beispielsweiseLacLiiaroill^ees osrsvismk in natürlichem Wein nicht vor, sondern nurin solchem, bei welchem die Glycose durch Bierhefe zur Gärunggebracht wurde. Ist der Wein mit Fuchsin oder mit Kermeesbeerenkünstlich gefärbt, so giebt ein von Dietsch angegebenes Versahrendarüber Aufschluß, Salicylsäure weist Kayser durch einen Chloro-formauszug nach; für die schweflige Säure und das Arsen giebtes sichere Proben, deren eine von Liebermann stammt. DieAlkoholmenge zeigt die Destillationsmethode, die Titration denGesamtsänregehalt. Am meisten gefälscht werden die sogenanntenMedizinalweine, welche meist aus Südweinen hergestellt werden,anch der moderne künstliche Champagner ist nach den Untersuchungennicht immer ein hygieinisches Getränke, was für diejenigen Fällein Betracht kommt, in denen er als Analeptiknm am Krankenbettverordnet wird. Da die meisten Pharmakopöen guten Aufschlußüber die einfacheren Weinuntersnchungen geben und der Geschmackdes größeren Publikums in den letzten Decennien ein wesentlichgeübterer geworden ist, da ferner die Strenge des Gesetzes diegröbsten Verfälschungen rasch anfdeckt, so scheint es, als ob dieWeinfülschung in der Abnahme begriffen wäre, wenn auch im