Druckschrift 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Entstehung
Seite
234
Einzelbild herunterladen
 
  

234

VI. Hygieine.

undurchlässigen Wänden setzte, die in gegebenen Zwischenräumenentleert wurden. Dies ging nicht immer ohne Belästigung derGernchsnerven der Umgebung ab, wenn auch die Methode sichxer iistas geruchlos nannte. Es ist noch gar nicht lange her, daßman in Großstädten, auch in München , wo die Kanalisation jetztin idealer Weise durchgeführt worden ist, den Vehikeln derge-ruchlosen Gesellschaft" mit fnrchtbeschwingtem Fuße zu entrinnensuchte.Aus demselben Princip beruht das Touuensystem, welchesebenso wie die Abfuhr aus den Gruben einen gewissen landwirt-schaftlichen Vorteil gewährt. Dieses System wurde nach den Vor-schlägen von Mittermayer in Heidelberg in einer Weise durch-geführt, daß es in verschiedenen Städten Deutschlands nachgeahmtwurde. Statt der geschlossenen Tonnen haben andere Städte, wieRostock, Kübel eingeführt, die oben offen sind; eine weitere Modi-fikation sind die?osses inokilss a äivissur", in denen dieflüssigen von den festen Bestandteilen getrennt werden. Zn er-wähnen sind diejenigen Klosets, in denen die Fäkalien dnrch trockeneErde oder durch Torf eingehüllt oder durch Desinsicientien un-schädlich gemacht werden. Aber abgesehen vom Kostenpunkt bringtdiese Methode so viele Mißlichkeiten nnd Unbequemlichkeiten, daßman sich nach einer besseren Abfuhr umsah. Dazu kommt noch,daß ja auch die gewerblichen Abwässer pathogene Keime undorganische Stoffe in Menge enthalten, also unschädlich gemachtwerdeu müssen, was bei großen Betrieben einfach unmöglich ist.

Man kam daher auf den Gedanken, alle Abwässer ans einemWege zu beseitigen und diesem Zwecke dient die Kanalisation.Man kennt das Liernursche System, bei welchem die Haus- undGewerbewässer iu eiuem wasserdichten Kanalsystem entweder aufNieselfelder geleitet oder durch Filtration gereinigt den Flüssenzugeführt werden, und die Fäkalien in einer völlig abgeschlossenen,eisernen Röhrenleitung durch Luftdruck au eiue Stelle außerhalbder Stadt gebracht werdeu, wo aus ihnen Dünger fabriziert- werden kann. Eine Modifikation dieses^ Systems stammt vonPhilips , die von Waring und Shone verbessert wurde. Hierhandelt es sich auch um eine Trennung der Abwässer, und zwar werdendie unschädlichen Teile (das Regenwnsser) in permeablen Röhren