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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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VI. Hygieine.

hat auch Fleck nicht erreicht. Es kann daher nicht Wnnder nehmen,wenn Flügge allen diesen Untersuchungen nnr den Wert zuschreibt,daß sie mit mehr oder minder großer Sicherheit den qualitativenNachweis organischer Substanz gestatten.

Das Ammoniak zeigt, daß sich in: Wasser fermentative Pro-zesse abspielen, es ist daher dessen Nachweis für die Beurteilungeines Wassers von ausschlaggebender Bedeutung. Man bedient sichzur qualitativen Bestimmung der von Neßler angegebenen Kalium-quecksilberjodidlvsung, mit der man übrigens auch quantitativ unter-suchen kann. Die salpetrige Säure wurde bis vor kurzem mitZiukjodidftärke gefunden, nachdem man die von Schönbein em-pfohlene Jodkaliumftärke verlassen hatte. In neuester Zeit hat mandie von Gries entdeckte Eigenschaft des Metadiamidobenzols, sichmit Salpetersäure zu Triamidobenzol umzubilden, zur quantitative!,und qualitativeu Analyse benutzt. Sind größere Mengen salpetrigerSäure vorhanden, dann bedient man sich der von St. Gilles an-gegebenen Methode, durch Chamäleonlösung die salpetrige Säurein Salpetersäure überzuführen. Für letztere giebt es zuverlässigequantitative und qualitative Analysen, ans die wir hier nicht nähereinzugehen braucheu.

Da die Kohlensäure ein Indikator der Verunreinigung durchorganische Stoffe ist, so ist es wünschenswert, dieselbe nachweisenzu können. Man kennt festgebundene, halbgebundene und freieKohlensäure. Die festgebundene zn bestimmen, lehrte Fresenius,die halbgebundene und freie Pettenkofer, auch die Bestimmungder freien Kohlensäure ist einfach (Rosolsäure). Zu bemerken ist,daß die Nutersuchung des Wassers auf Kohlensäure, die halb ge-bunden doppeltkohlensaure Salze bildet, in der Balneologie vongroßem Werte ist, weil die Kohlensäurebäder in jüngster Zeit nachder Empfehlung von Schott in Nauheim in die Behandlung derHerzkrankheiten eingeführt wurden und jetzt in vielen Badeortenabgegeben werden. Ja man ist sogar dazu übergegangen, künstlichKohlensäurebäder zu fabrizieren, die aber lange nicht den Wert dernatürlichen erreichen. In der Annahme, daß die fermentativeuProzesse viel Sauerstoff konsumieren, ist mau auch bestrebt gewesen,die Menge des im Wasser gelösten freien Sauerstoffes zu messen.