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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Wasserversorgung.

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genannt wird. Ein großes Gemeinwesen mit Wasser von einer be-stimmten Zentrale zn versorgen, also die Stadt von den Brunnenunabhängig zu macheu, ist eiu alter Gedanke, wir brauchen nur andie herrlichen Wasserleitungen zu gedeukeu, welche uns die römischenKaiser Hintertassen haben. Bevor wir aber dazu übergehen, dieLeitungsanlagen zu besprechen, müssen wir die Gesichtspunkte be-trachten, unter denen die Hygiene eiu Wasser als tauglich bezeichnetund die Untersuchuugsmethodeu, wie sie die Neuzeit geschaffen hat,fchildern. Die Analyse des Wassers zerfällt in zwei Teile: eineBorprüfung, in welcher Temperatur, Geschmack, Geruch, Farbe,Reinheit und Reaktion festgestellt werden, und die specielle chemischeAnalyse. Letztere soll die schädlichen Beimeuguugeu qualitativ uudquantitativ bestimmen (Giftstoffe, abuormer Gehalt an Kalksalzen,Jnfektionskeime, Ammoniak, Kohlensäure, salpetrige Säure alsSymptom der Zersetzung organischer Substanz). Schließlich ist dasWasser auch uoch mikroskopisch zu untersuchen. Schon die Vor-prüfung kann unter Umständen ein Wasser vom Gebrauche aus-schließen; wenn es sehr Wechselude Temperaturen hat, stammt esvon oberflächlichem Grundwasser; wenn es die Andentnng einesGeruches hat oder leichte Trübungen ausweist, wird es zurück-zuweisen sein.

Aus dem Trockenrückstand des Wassers kann ein Rückschlußauf die Anwesenheit organischer Substanz gezogen werden, wennman deu Rückstand ausglüht uud deu Gewichtsverlust mißt, oderwenn man die Veränderungen der Farbe des Rückstandes studiert.Um die Verbesserung der ersteren Methode hat sich namentlichFresenius, neben ihm Wittstein und Heintz verdient gemacht.Zum Zwecke der Bestimmung des Kohlenstoff- und Stickstoffgehaltesder orgauischen Substanzen haben wir verschiedeue Methodeu, unterihnen die von Frankland und Armstrong; etwas sicherer ist dasVerfahren von Bellamy, am einfachsten die Methode von Wanklynuud Chapmaun, aber einwandsfrei sind sie alle drei nicht. Kübel,Harcourt, Tidy haben die Titrieruug mit Chamäleonlösung em-pfohlen; als sich anch hier Fehlerquellen zeigten, hat Fleck seineMethode erfunden, gärungsfähige, leicht svaltbare organische Sub-stanzen durch alkalische Silberlösnng zn reduzieren, aber das Ideal